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Desaster der DTTB-Teams

Aus im Viertelfinale statt EM-Gold

Aarhus (dpa). Das groß angekündigte Unternehmen »EM-Gold« ist für Deutschlands Tischtennis-Herren auf der ganzen Linie gescheitert.
Timo Boll und seine Mitstreiter verpassten gestern durch ein 1:3 im Viertelfinale gegen Rumänien frühzeitig den so lang ersehnten ersten Titelgewinn. Sogar eine Medaille blieb der frustrierten Mannschaft des WM-Zweiten von 2004 verwehrt. Ein ähnlich schwaches Abschneiden hatte es für den Titelfavoriten 1998 gegeben.
Zu allem Überfluss verloren auch die Damen des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) ohne die erkrankte Nicole Struse den zweiten Teil des Länderkampfes gegen Rumänien mit 1:3 und müssen zum zweiten Mal in Folge bei der Medaillenvergabe zuschauen. Zuletzt musste der DTTB bei der EM 1988 in Paris eine medaillenlose Bilanz in beiden Teamwettbewerben melden.
»Das war keine spektakuläre Leistung von uns«, gestand Timo Boll das Desaster ein. Der Weltranglisten-Vierte aus Gönnern verlor gegen seinen »Angstgegner« Adrian Crisan sang- und klanglos mit 0:3-Sätzen. Auch sein Clubkollege und Rekordnationalspieler Jörg Roßkopf schaffte an Position drei keinen Satzgewinn. »Das hatten wir nicht auf der Rechnung. Wir sind unter unseren Möglichkeiten geblieben«, meinte Herren-Bundestrainer Richard Prause, der nach dem 3:0-Auftaktsieg über England noch großen Optimismus ausgestrahlt hatte.
»Dieses Ergebnis ist ein Jahr nach Platz zwei bei der Weltmeisterschaft ein Schock. Das müssen wir genau analysieren«, sagte Cheftrainer Dirk Schimmelpfennig. Am meisten enttäuscht war DTTB-Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb: »Das ist eine bittere Stunde. Meine Enttäuschung ist größer als bei den Endspiel-Niederlagen 2002 und 2003.« Auch der kurzfristige Ausfall von Lars Hielscher konnte die Niederlage nicht erklären. Der an Fieber erkrankte Jülicher wird im Einzel-Wettbewerb durch Roßkopf ersetzt.
Für die stark verjüngten DTTB-Damen war selbst ohne die erkrankte Rekordmeisterin Nicole Struse, die nach überstandener Virusinfektion heute in Aarhus erwartet wird, eine Überraschung möglich. »Mehr Chancen als heute kann man nicht kriegen«, klagte Elke Wosik. Die 31-Jährige holte gegen Rumänien den Ehrenpunkt, vergab aber in ihrem zweiten Spiel einen Matchball. Das gleiche Missgeschick passierte der 20-jährigen Kristin Silbereisen. »Statt 1:3 hätten wir auch 3:1 gewinnen können. Fünf Prozent haben gefehlt. Ich bin enttäuscht«, sagte Damen-Bundestrainer Tobias Beck.
Die DTTB-Auswahl, die zuletzt 2003 in Italien EM-Siebter war, kann maximal noch Platz fünf erreichen. Um den Einzug in das Damen-Finale spielen Rumänien gegen das Überraschungsteam Slowenien sowie Titelverteidiger Italien und Kroatien. Am Rande der EM wurde der frühere WM-Zweite Eberhard Schöler als Vizepräsident der Europäischen Tischtennis-Union bestätigt.

Artikel vom 29.03.2005