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Timo Boll will alle Titel

Streit um DTTB-Ehrenpräsident Gäb belastet ihn nicht

Rotenburg/Fulda (dpa). Für Timo Boll sind drei Titel bei der Tischtennis-EM in Aarhus keine Utopie.

Der zweifache Champion von Zagreb 2002 im Einzel und Doppel möchte in Dänemark auch den Teamwettbewerb gewinnen. »Gold mit der Mannschaft ist das Ziel von uns allen. Ich will aber bei drei Disziplinen ganz gut spielen. Das EM-Turnier dauert eine Woche, konditionell sollte das kein Problem sein«, erläuterte Boll seine Prioritätenliste vor dem ersten Aufschlag am Sonntag.
Beim EM-Vorbereitungslehrgang im hessischen Rotenburg/Fulda präsentierte sich der 24 Jahre alte Linkshänder zuversichtlich und gut vorbereitet. Seit mehreren Monaten - mit ganz wenigen Ausnahmen - zwickt und zwackt die Schulter des Vorzeigeathleten nicht mehr. Ein »Goldener Herbst« mit drei internationalen Turniersiegen katapultiere ihn im Vorjahr auf Platz vier der Weltrangliste hinter drei Chinesen. Als bester Europäer führt der Hesse die Setzliste in Aarhus an.
»Ich habe in den vergangenen Wochen viele Wettkämpfe gegen starke Gegner bestritten. Das hat mich in Form gebracht und mir ein gutes Ballgefühl vermittelt«, sagte Boll. Dirk Schimmelpfennig, Cheftrainer des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), spricht von einer »wettkampforientierten Vorbereitung«. Obwohl die vielen Termine und Wettkämpfe als Ursache für Boll's frühes Scheitern bei der WM 2003 in Paris analysiert worden waren, hat der deutsche Meister in dieser Saison zum Beispiel an den gut dotierten Weltauswahl-Spielen in China und Südkorea teilgenommen. Dafür trat er in der Bundesliga für seinen Club TTV Rebau Gönnern etwas kürzer.
»Wir gehen mehr auf Timos Wünsche ein. Der Dialog ist wichtig«, erläuterte Herren-Bundestrainer Richard Prause den individuellen Trainingsplan. Er wird maßgeblich durch den Terminkalender diktiert. Nur drei Wochen nach der EM steht die Einzel-Weltmeisterschaft in Shanghai auf dem Programm. »Es ist mein Traum, dort eine Medaille zu gewinnen«, sagte Boll. »Er nimmt deshalb für Aarhus aber kein Gas weg«, versprach Schimmelpfennig.
Das kann sich der EM-Favorit auch nicht erlauben. In Weltmeister Werner Schlager (Österreich), Titelverteidiger Wladimir Samsonow (Weißrussland), Lokalmatador Michael Maze (Dänemark), Europa Top 12-Sieger Alexei Smirnow (Russland) und »Angstgegner« Adrian Crisan (Rumänien) gibt es mehrere Gegner, die Boll bezwingen können.
Der Streit an der DTTB-Spitze belastet Boll nicht. Immerhin wird er von DTTB-Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb, der im Clinch mit DTTB-Präsident Walter Gründahl liegt, zum Beispiel bei Werbeverträgen unterstützt. »Wir Spieler haben beim Essen über das Thema gesprochen, und Gäb ist mein Berater. Aber das ist seine Sache, da habe ich wenig mit zu tun«, sagte Boll.

Artikel vom 25.03.2005