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Eingriff durchs
»Schlüsselloch«

Arthroskopie auch an der Schulter

Von Wolfgang Schäffer
Bielefeld (WB). Die Mediziner schauen immer häufiger durchs »Schlüsselloch«. Allerdings nicht heimlich. Gemeint sind arthroskopische Eingriffe, die mehr und mehr offene Operationen ablösen.

Es ist noch nicht allzu lange her, da zogen Verletzungen am Knie wie Kreuzbandrisse oder Meniskusschäden unweigerlich aufwändige Operationen nach sich. Anschließend mussten die Patienten wochenlang mit Gips und Krücken klarkommen. Jede Belastung war strikt verboten.
Diese Therapie ist Schnee von gestern. Inzwischen werden Eingriffe am Kniegelenk fast nur noch arthroskopisch vorgenommen. Je nach Konstitution des Patienten beträgt die Liegedauer ein bis zwei Tage. Bewegung ist angesagt. Je eher, je besser sind die Heilungschancen.
Was seit einigen Jahren für die Behandlung von Kniebeschwerden gilt, hält nun nach und nach auch bei anderen Gelenkproblemen Einzug. »Die medizinischen Entwicklungen machen es möglich, jetzt auch eine Reihe von Schultergelenksproblemen mit der Schlüsselloch-Technik zu beheben«. Dr. Martin Engelhardt, Chefarzt der Orthopädischen Klinik im Bielefelder Klinikum Mitte, erklärt, gegenüber den offenen Operationen könnten so bestehende Strukturen in der Schulter erhalten werden. »Es wird schlichtweg weniger zerstört.«
Der bundesweit als Gelenkspezialist anerkannte Orthopäde weiß zudem auch über andere Änderungen von Schultergelenksverletzungen zu berichten. »Während wir früher ausgekugelte Schultern generell ruhig gestellt haben, raten wir heute in vielen Fällen schon nach der ersten Luxation zu einer Operation. Dabei würden die Schwachstellen behoben und/oder gestärkt. »Wenn die Schulter häufig rausspringt, müssen wir im Laufe der Zeit mit einem großen Verschleiß des Gelenks rechnen. Deshalb raten wir vor allem Sportlern und jüngeren Menschen schon nach der ersten Luxation zur Operation statt zur konservativen Behandlung.« Dabei müsse der Betroffene aber bereit sein, den Weg mitzugehen, sonst habe eine solche Therapie keinen Erfolg, stellt Engelhardt klar. Schließlich müsse nach dem Eingriff entsprechende Nachsorge samt physiotherapeutischer Betreuung erfolgen, um Erfolg zu haben.
Der aus Hanau stammende Experte, während der Olympischen Spiele in Athen als Leitender Arzt für das deutsche Team zuständig, weiß, dass solche Neuerungen und Vorgehensweisen nicht nur bei Patienten auf Skepsis stoßen. »Auch bei vielen Kollegen müssen wir Überzeugungsarbeit leisten und ihnen die Vorteile der neuen Möglichkeiten erläutern.« Aus diesem Grund seien Veranstaltungen wie das Bielefelder Symposium zu Orthopädie, Unfallchirurgie und Physiotherapie unglaublich wichtig. Engelhardt hat als einer der Motoren dafür gesorgt, dass die Veranstaltung bereits zum dritten Mal in Bielefeld stattfand. Die Planungen für 2006 laufen bereits. Zudem hofft der Chefarzt, 2007 auch den »Deutschen Fußkongress« nach Bielefeld holen zu können.

Artikel vom 25.03.2005