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Matthäus-Passion nicht gerecht geworden


Zur Kritik über die Aufführung der Matthäus-Passion durch den Leineweber-Chor schreibt eine Leserin:
Als langjähriges Mitglied eines sehr guten Kammerchores, zu dessen Standardrepertoire die Werke von Johann Sebastian Bach gehören, habe ich die Matthäuspassion selbst mehrere Male mit namhaften Solisten und Orchestern aufgeführt; darüberhinaus ist mir dieses Werk durch Anhören in Konzerten oder von Tonträgern bestens vertraut.
Als Kreischorleiterin des Sängerkreises Ravensberg habe ich die Konzerte des Leineweber-Chores in den letzten Jahren fast regelmäßig besucht und ging daher mit besonderer Spannung in dieses Konzert, da sich der Chor damit auf ein ihm unbekanntes Terrain begeben hatte.
Um es kurz zu sagen: Für den Chor war das Konzert eine beachtliche Leistung, den Kenner konnte es allerdings nicht zufriedenstellen. Die Choräle wurden im allgemeinen in klaren differenzierten Stimmlinien gesungen, aber bei den doppelchörigen Chorsätzen fehlte es am entschiedenen musikalischen Zugriff, was sicher auch daran lag, daß Chor und Orchester nicht doppelchörig aufgestellt waren, was Bach zwingend vorgeschrieben hat, da die beiden Chöre unterschiedliche Aufgaben haben. Für diese Eigenmächtigkeit suchte man im Programmvorwort des Dirigenten vergeblich nach einer Begründung. Außerdem war der 2. Chor leider zu schwach besetzt, sodaß er keinen adäquaten Gegenpart zum 1. Chor bilden konnte. Der Mißstand der Aufstellung setzte sich im Orchester fort und wurde in der Continuo-Gruppe besonders deutlich. Leider war die Orgel zu weit entfernt, um zusammen mit dem Continuo-Cello die Rezitative kompetent begleiten zu können. Über die Solisten ist in den Kritiken bereits alles gesagt worden. Nach den viel Neues versprechenden Ankündigungen hatte ich sehr viel mehr erwartet und bedauere es, daß der Leineweber-Chor sich einer so großen Anstrengung unterzogen hat, ohne der Matthäuspassion tatsächlich gerecht werden zu können.
Ich hoffe sehr, daß die Sängerinnen und Sänger trotzdem Gefallen an dieser wunderschönen Musik gefunden haben und sich weiter mit ähnlichen Werken beschäftigen werden. Es hat mich sehr gefreut, viele neue junge Sängerinnen in den Reihen des Chores zu sehen, die sich bestimmt durch die Aufführung der Passion angezogen fühlten und hoffe, daß sie dem Chor erhalten bleiben.
ANNEGRET REYKreischorleiterin der Sängerkreises Ravensberg33615 Bielefeld

Artikel vom 25.03.2005