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Angst vor der eigenen Courage

Regionalliga: Arminia Amateure unterliegen dem FC St. Pauli mit 1:4

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Arminias Amateure taumeln mit Riesenschritten dem Abstieg entgegen. Nach der jüngsten 1:4-Heimpleite gegen den FC St. Pauli vor knapp 2 000 Zuschauern in der SchücoArena glaubt Trainer Igor Lazic zwar noch an ein Wunder, muss aber auch erkennen, dass seine »Aufsteiger aus Versehen« nicht reif genug sind für die Regionalliga Nord.

Neun Punkte hatte der Nachfolger von Maik Walpurgis aus den letzten drei Heimspielen gefordert. Gegen Osnabrück gabs eine 1:3-Niederlage, gegen Hertha BSC Amateure ein 0:1 und jetzt gegen den Kiez-Klub von Hamburger Millerntor das völlig unnötige 1:4. »Jeder Gegentreffer hat einen Namen«, meinte Dieter Holsing, der Vater des verletzten Spielers Finn Holsing, und sah sich durch die Aussage von Igor Lazic bestätigt: »Die Pauli-Tore resultierten aus unseren eigenen Fehlern.«
Dabei hatten die DSC-Amateure Wiedergutmachtung für das grottenschlechte Spiel gegen Hertha BSC Amateure versprochen. Von Beginn an legten sie auch los wie die Feuerwehr, zumal Lazic das Team wesentlich offensiver ausgerichtet hatte. Auf dem linken Flügel setzte sich der bislang farblose Akram Abdel-Hag erstklassig durch. Seine Maßflanke hinter die Gäste-Abwehr brauchte der flinke Julian Loose nur noch einzudrücken.
Der frühe Rückstand schockte die Hamburger aber keineswegs. Allmählich erwachten sie aus ihrer Lethargie und intensivierten ihre Angriffsbemühungen. St. Paulis Trainer Andreas Bergmann über die erste Viertelstunde: »Die war einfach grausam und schlecht. Wir sind überhaupt nicht in die Zweikämpfe gekommen.«
Den ersten Warnschuss versiebte Miletic nach einer Arifi-Flanke. Freistehend zog er das Leder am linken Pfosten vorbei. Im Gegenzug glänzte Arminias »Youngster« Julian Loose mit einem tollen Solo auf der rechten Außenbahn. Er düpierte gleich vier Abwehrspieler. Seine finale Flanke wurde aber im letzten Augenblick abgeblockt. Das Malher passierte dann in der 29. Minute. »Jule« Loose leistete sich zunächst einen katastrophalen Fehlpass, den die eigene Abwehr nur auf Kosten einer Ecke bereinigen konnte.
Benjamin Adrion schlug den Ball auf den langen Pfosten. Marcel Eger stieg mit dem Kopf am höchsten. Der Ball zappelte zum 1:1-Ausgleich im Netz. »Wo war eigentlich Keeper Dennis Eilhoff«? fragten sich viele Zuschauer. Der zweite Profi-Schlussmann lag am Boden und schimpfte wie ein Rohrspatz: »Ich bin von hinten getreten und behindert worden. Deshalb kam ich nicht ans Leder.« Schiri Gunnar Melms sah die Szene aber anders und erkannte den Treffer an.
Vorbei war es mit Arminias bisheriger Unbekümmertheit. »Plötzlich hatte jeder Angst Fehler zu machen«, gestand der später ausgewechselte Manuel Meyer ein. Sein St. Paulianer Namensvetter Andreas Mayer bereitete den zweiten St. Pauli-Streich mit einem herrlichen Diagonalpass vor. Sebastian Wojcik nutzte die Bielefelder Abwehrverwirrung und lochte zum 1:2 ein. Auch bei Mayers 1:3 war Arminias Defensivabteilung nicht im Bilde.
Den Anschlusstreffer hätte Marco Küntzel noch vor der Pause erzielten können. Allein rannte er auf Keeper Hollerieth zu, schoss die Kugel aber aus spitzem Winkel dem Schlussmann in die Arme.
Nach dem Seitenwechsel wollten die Platzherren das Blatt noch wenden. Zumindest war das Bemühen deutlich zu erkennen. Pech hatte Ferhat Cerci, dass seine akrobatische Direktabnahme Hollerieth genau in die Arme flog. Auch Abdel-Hags Distanz-Hammer aus 35 Meter war für den Torwart letztlich kein Problem. Den eigenen »Gnadenstoß« leitete Ferhat Cerci mit einem Abspielfehler ein. Der junge St. Paulianer Jeton Arifi überlupfte nach seinem Konter den heraus eilenden Eilhoff und die »Pille« lang zum vierten Mal im Bielefelder Tor.
Enttäuscht und ausgepumpt saßen die DSC-Amateure nach dem Schlusspfiff auf ihrem Hosenboden. Kapitän Carsten Rump ärgerte sich maßlos: »Nach unserem 1:0 hörten wir auf Fußball zu spielen. Ich könnte heulen, wenn ich auf die Tabelle schaue.«

Artikel vom 29.03.2005