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Umsatz hundertfach gesteigert

Dieter Pohlmann, Geschäftsführer bei Goldbeck, geht in den Ruhestand

Bielefeld (WB/ef). Als Student verdiente er sich auf der Walze im Straßenbau etwas hinzu. Heute steht er seit 32 Jahren als Geschäftsführer und Mitgesellschafter der Firma Goldbeck an der Spitze eines der erfolgreichsten Firmen der Region. Auch wenn Dieter Pohlmann ein wenig im Schatten von Firmengründer Ortwin Goldbeck, OWL-Unternehmer des Jahres 2003, steht, so hat der 65-Jährige doch maßgeblichen Anteil am Aufstieg des Bielefelder Unternehmens. Nächste Woche wird er verabschiedet. Mit Dieter Pohlmann sprach Redakteur Edgar Fels.

Herr Pohlmann, Ende kommender Woche werden Sie als Geschäftsführer des Bereiches Marketing und Vertrieb offiziell verabschiedet. Welches Fazit ziehen Sie?Pohlmann: Als Maschinenbauingenieur bin ich damals eher zufällig zu Marketing und Vertrieb gekommen. Einer musste sich ja um Aufträge kümmern. Daraus sind nun 32 Jahre geworden. Mein Fazit: Die Arbeit hat mir Spaß gemacht. Ich behaupte mal, dass wir bei Goldbeck heute den besten Vertrieb aller Firmen in Deutschland haben, die schlüsselfertigen Gewerbebau betreiben.

Das Unternehmen ist auch mit Ihrer Hilfe in den drei Jahrzehnten enorm gewachsen. Pohlmann: Als ich 1973 anfing, hatte die Goldbeck Stahlbau KG 45 Mitarbeiter und machte einen Umsatz von 6,5 Millionen D-Mark. Heute beschäftigt Goldbeck 1500 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von 450 Millionen Euro. Das ist mehr als das 100-fache. Das ist sensationell.

Und wie ist ihr letztes Geschäftsjahr gelaufen? Pohlmann: Sehr gut. Wir sind deutlich gewachsen, zwischen fünf und zehn Prozent und gehen auch für das laufende Geschäftsjahr von weiterem Wachstum aus.

Wie macht Goldbeck das. Wie lautet das Erfolgsrezept?Pohlmann: Es ist ein Zusammenwirken von Können, Wollen und Tun. Die tragende Säule aber ist das Produkt. Wir denken in Produkten. Das unterscheidet uns von der Bauwirtschaft.

Nennen Sie bitte ein Beispiel.Pohlmann: Wir verstehen uns heute als europäisches Bau- und Dienstleistungsunternehmen. Wir konzipieren, bauen und betreuen. Dabei beobachten wir intensiv den Markt. Marketing heißt, auf Zielgruppen zuzugehen. Dazu gehört auch unternehmerisches Gespür. Unser neuestes Kind heißt Public Private Partnership. Wir bauen in Münster mehrere Sporthallen und betreiben sie 30 Jahre lang, Stichwort Gebäudemanagement. Seit drei Jahren bieten wir auch den Bereich Solartechnik an.

Das hört sich ja alles ganz einfach an. Ist es das? Pohlmann: Drei Dinge machen unseren Erfolg aus. Erstens unser Produkt. Wir entwickeln schnelle, wirtschaftliche Lösungen für unsere Kunden. Zweitens ein schlagkräftiger Vertrieb. Wir verfügen über 15 Niederlassungen in Deutschland sowie sechs Niederlassungen im Ausland. Drittens unsere Mitarbeiter. Sie müssen die Begeisterung, den Optimismus mittragen. Dann entstehen auch Erfolge. Goldbeck wird auch weiter aus eigener Kraft wachsen.

Und doch lahmt die Konjunktur. Die Baubranche geht nun bereits ins elfte Krisenjahr. Wann kommen wir da raus?Pohlmann: Wann kann ich nicht sagen. Ich denke aber, dass in diesem oder im nächsten Jahr der Boden erreicht ist. Das Problem ist, dass das Volumen der Baubranche in einem Ungleichgewicht zum Volumen der Gesamtwirtschaft steht. Schuld daran ist auch die Sonderkonjunktur Ost Anfang der 90-er Jahre. Da wurden zu viele Kapazitäten aufgebaut.

Halb Deutschland jammert. Viele Leute fürchten um ihren Job. Was läuft falsch?Pohlmann: Was wir heute haben, ist keine soziale Marktwirtschaft mehr, wie sie von Ludwig Erhardt konzipiert wurde. Wir haben zu viel Staatswirtschaft, zu viele Gesetze und zu viele Verordnungen. Die Hälfte davon ist überflüssig und müsste abgebaut werden, wie es auch Bundespräsident Horst Köhler gefordert hat. Ganz wichtig ist aber auch: Wir sollten alle mehr Eigenverantwortung übenehmen. Das gilt für Unternehmen wie auch für den Bürger. Wir müssten uns besinnen auf die Erfolgsgeschichte, die wir nach dem Krieg gehabt haben.

Artikel vom 25.03.2005