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Leitartikel
Anker suchen, Anker finden

Zur rechten Zeit ein
gutes Zeichen


Von Rolf Dressler
Eine lange Durststrecke wendet sich erkennbar zum Besseren. Von unseren beiden großen christlichen Kirchen kommen just zum Osterfest 2005 erfreuliche Nachrichten: Sie haben Jahr für Jahr endlich wieder stetigen »Zulauf«. Vereinsamte, verunsicherte , verirrte Menschen suchen wieder verstärkt nach festen Ankern. Und dafür gibt es - weiß Gott - triftige Gründe zuhauf.
An ersten Warnsignalen hatte es schon in den 1960er und 1970er Jahren nicht gemangelt. Danach dann aber und bis in unsere Tage hinein folgten die gezielten Wirkungsschläge der Anti-Christen und der gottesfern übermütigen Ich-bin-ich-Ideologen in immer kürzeren Abständen.
Lebte Sophokles, der überragende Denker des antiken Griechenlandes, heute, würde es ihn tief erschüttern, dass die frisch geschriebene künftige Verfassung der Europäischen Union auf einen Gottesbezug ausdrücklich verzichtet. Denn die überragenden Geistesgrößen der glanzvollen griechisch-römischen Epoche standen dafür, dass staatliche Ordnung gestaltet werden müsse nach den absoluten, immer und überall gültigen göttlichen Gesetzen, also geistlichen, geistigen, ethischen und moralischen Grundnormen.
»Die Demokratie verdankt ihre Existenz dem Christentum ... Eine antichristliche Staatsform wird zur Karikatur. Sie endet letztlich entweder in der Tyrannei oder in An- archie und Chaos«, sagte 1963 sehr zutreffend der Franzose und katholische Christ Robert Schuman, einer der Gründerväter Europas nach 1945 und Motor der Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich.
41 Jahre später, im angeblich aufgeklärt toleranten Europa, müssen bekennende Christen, politisch tätige vor allem, buch- stäblich höllisch achtgeben, gottesfernen und antichristlichen Gesinnungspolizisten nicht geradewegs in die Falle zu laufen. So wurde etwa auch der unliebsame EU-Kommissar Rocco Buttiglione offensichtlich wegen seiner urpersönlichen christlichen Überzeugungen abserviert.
Und zwar unmittelbar nachdem er vor dem Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres eigentlich Selbstverständliches geäußert hatte: Er glaube, »dass ein Mensch ein guter Katholik und zugleich ein guter Europäer sein kann ... Sonst dürften wir ja auch weder Konrad Adenauer noch Alcide de Gasperi noch Robert Schuman zu den großen Europäern zählen«.
Bekennende Christen sind vielen Urhebern der neuen EU-Verfassung ohne Gottesbezug offenbar ein dicker Dorn im Auge. Es ist beschämend: Den, der Christus und dem Wort Gottes folgt, den Störenfried also, wollen sie weghaben aus dem Politikgeschäft. Damit aber unterwerfen sie die Glaubens-, Gewissens-, Gedanken- und Gesinnungsfreiheit eiskalt dem Kalkül der Macht.
Tröstlich, dass immer mehr Menschen dieses Treiben durchschauen - und zu ihrer Kirche und zum Glauben (zurück-)finden.

Artikel vom 25.03.2005