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Eine Europapremiere aus der Luft

Bielefeld wird als erste Großstadt per Sensortechnik digital vermessen


Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Ein Punkt und zwei Striche, im rechten Winkel auf dem Gehweg nahe der Schillerstraße mit weißer Farbe aufgetragen, sind eher unspektakulär. Erst im Zusammenspiel mit den anderen 32 Punkten im Stadtgebiet und dem Verwendungszweck entpuppen sich die schlichten weißen Punkte als höchst interessant. Immerhin wird Bielefeld in diesen Tagen als erste europäische Großstadt nach der so genannten Flächensensortechnik digital vermessen. »Die Zeiten des klassischen Films in der Kamera sind vorbei«, sagt Jobst Wefelmeier.
Zusammen mit seinem Team hatte der Mitarbeiter des städtischen Katasteramtes in den vergangenen Tagen die einzelnen Messpunkte in der Nähe von Straßenkreuzungen oder Einmündungen, möglichst aber nicht direkt auf dem Asphalt, aufgemalt und eingemessen. Die Profis brauchen dafür eine in zwei Metern Höhe an einer Mess-Stange angebrachte Satellitenantenne und ein Handy, verbunden mit einem lokalen Messcomputer und der Landesvermessungsbehörde in Bonn-Bad Godesberg. Bis auf drei Meter in der Lage und bis zu fünf Zentimeter in der Höhe kann man die Punkte mit Hilfe von GPS-Satelliten positionieren. Auf den 1700 mit einer höchstauflösenden Kamera angefertigten digitalen Fotos, die bei gutem Flugwetter in den nächsten Tagen von der 260 Quadratkilometer großen Stadtfläche geschossen werden, sind diese Punkte anschließend zu sehen. Die so genannten Passpunkte bringen dann Katasterkarte und Luftbild in Einklang und sorgen dafür, dass trotz schräger Aufnahmen aus dem Flugzeug eine senkrechte und entzerrte Kartenaufsicht entsteht.
Die Digitaltechnik macht es möglich, die Luftbilder schon wenige Tage nach der Aufnahme als Rohfassung ins Internet zu stellen. Die endgültige Fassung der Luftbilder wird dann bei der Firma Hansa Luftbild in Münster erstellt. Dazu werden die 1700 digitalen Aufnahmen mit Hilfe der weißen Passpunkte auch mit den vorhandenen Bielefelder Geländemodellen des Stadtgebietes abgestimmt. Das Ergebnis: Die Orthofotos im städtischen Geographischen Informations-System (GIS) sind für alle Nutzer eine wichtige Informationsquelle. Per Online-Kartendienst sollen die Fotos auch via Internet für alle Bürger zugänglich gemacht werden.
Die letzte Vermessung der Stadt war 1999 noch auf klassische Weise mit Film erfolgt. Das neue Verfahren ist nach Angaben von Jobst Wefelmeier noch detailgenauer, als auf die im Weltall ohnehin fliegenden Satelliten des GPS-Systems zurückzugreifen. Die dienen künftig nur noch zur groben Orientierung.

Artikel vom 24.03.2005