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Finanzbeamte in
Herford streng

Umfrage unter Steuerkanzleien

Herford/Berlin (AP/WB/ef). Die schärfsten Finanzbeamten in Ostwestfalen-Lippe arbeiten in Herford. Nirgendwo sonst in der Region wird so streng geprüft und entschieden. Das hat eine Umfrage unter 575 Finanzbehörden ergeben. Deutschlandweit nehmen die Herforder Rang sechs ein.

Am anderen Ende der Liste findet sich das Finanzamt Wiedenbrück wieder. Es belegt Rang 564. Dort werden Gesetze offenbar weit weniger streng gehandhabt. So lautet das Ergebnis einer vom Unternehmermagazin »impulse« gestern veröffentlichten Umfrage des Marktforschungsinstituts »forum!«. Danach ist das unnachgiebigste Finanzamt im sächsischen Annaberg zu finden, das maßvollste hingegen in Stuttgart.
In der Region landet das Finanzamt Gütersloh auf Platz 48, es folgen Lübbecke (78), Warburg (118), Lippstadt (150), Höxter (220), Bünde (239), Paderborn (259), Detmold (304) und Bielefeld-Innenstadt (465) sowie Bielefeld-Außenstadt (483).
»impulse«-Chefredakteur Klaus Schweinsberg nannte den »Schärfegrad« des örtlichen Finanzamtes einen wichtigen »Standortfaktor«. Zwischen dem schärfsten und dem maßvollsten der 575 Finanzämter »liegen Welten«, sagte er. Bewertet wurde in der Studie der Umgang der Ämter mit Unternehmen bei Steuererklärungen, Betriebsprüfungen, Umsatzsteuer-Sonderprüfungen, Kapitalerträgen und Fahndungen.
»Harte Bandagen« legten laut »forum!« grundsätzlich die Finanzämter in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen an, während die Ämter in Hamburg, Bayern und Baden-Württemberg mit Augenmaß handelten. NRW liegt genau in der Mitte.
Schweinsberg erklärte die Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern zum einen damit, dass die Beamten im Osten bestrebt seien, ihren Job besser zu machen als ihre Kollegen im Westen. Zum anderen führten sie an, dass die jungen Finanzverwaltungen im Osten mehr Angst davor hätten, Fehler zu machen, und deshalb stärker am Buchstaben des Gesetzes klebten. Grundsätzlich nutzten die Finanzämter im Osten ihre Ermessensspielräume häufig nicht - mit teilweise schlimmen Folgen für die Unternehmen. Als Beispiel nannte er eine Kontenpfändung bei einem Unternehmen wegen 50 Euro Rückstand. Mit dem darauf folgenden Schufa-Eintrag verliere das Unternehmen seine Kreditwürdigkeit und sei ruiniert. Auch für das Finanzamt sei diese Art der Geldeintreibung kostspieliger als der Griff zum Telefon.
Die moderateren Finanzämter im Westen hielten sich ebenfalls an die Buchstaben des Gesetzes, setzten aber stärker auf Kooperation und Kommunikation mit den Unternehmen. Für das Ranking wurden von Januar bis März 2218 Steuerberater um Expertenurteile gebeten. Pro Finanzamt wurden mindestens fünf Expertenurteile eingeholt. Die Kanzleien repräsentieren 400000 Unternehmen.

Artikel vom 24.03.2005