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»Nur wer Altes kennt, kann Neues schaffen«

Frank Wiegmann hat ein Herz für Leben im Fachwerk

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Der alteingesessene Handwerksbetrieb, der Metallbauer, der weltweit exportiert, das exklusive Fachgeschäft in der City: Der Mittelstand ist Rückgrat der Wirtschaft und Garant für die Zukunft. Das WESTFALEN-BLATT stellt in einer Serie erfolgreiche Mittelständler vor. Heute: Maßwerk Frank Wiegmann e.K.

Fachwerk liegt ihm besonders am Herzen. Diese Jahrhunderte alte Bauform aus Holzständern und mit Lehm und Stroh ausgefülten Gefachen hat die ländliche Region im Norden Bielefelds geprägt. Viele der schwarz-weißen Juwelen sind unter dem Bagger gefallen. Die noch vorhandenen Häuser der Nachwelt zu bewahren und ihren Eigentümern bei der Sanierung und Pflege kompetent zur Hand zu gehen, hat Frank Wiegmann einst dazu bewogen, sich ausgerechnet im speziellen Bereich Fachwerk selbstständig zu machen.
Das war am 1. Juli 2001 und gleichsam Startpunkt einer rasanten Entwicklung, die nicht nur vom nordrhein-westfälischen Handwerk mit einem Sonderpreis »Service-Star« für kompetente Dienstleistung aus einer Hand bedacht wurde. Wiegmann selbst ist als Zimmerermeister und Kaufmann nach dem Ablegen der theoretischen Prüfung eben dabei, auch seine dritte Ausbildung zum Dachdecker meisterlich zu krönen. Kompetenz aus einer Hand bedeutet für den gebürtigen Braker eben auch, dass der Chef in allen Sparten seines inzwischen stark expansiven Handwerksbetriebes an der Grafenheider Straße bestens vorbereitet ist.
Nach einer Lehre zum Zimmerer und einigen Jahren in der Gastronomie sowie der Ausbildung zum Industriekaufmann mit Arbeit in Portugal hatte er schon vor einigen Jahren seine Liebe zum Fachwerk entdeckt. Heute titelt seine Firmenbroschüre »Historische Fachwerkhäuser sind unsere Leidenschaft« und beschreibt damit treffend die Faszination, die neben dem Chef längst auch die ganze Mannschaft mit vier Zimmerern, drei Dachdeckern, fünf Auszubildenden und zwei Innendienstkräften völlig in ihren Bann gezogen hat. Wiegmann selbst ist inzwischen auch zum staatlich geprüften Restaurator ausgebildet. Und der Erfolg gibt dem Existenzgründer von 2001 Recht. Innendienstkraft Heike Müller: »Wie haben volle Auftragsbücher und in diesem Winter komplett durch gearbeitet.«
Dabei bedient Wiegmann das gesamte Anforderungsprofil vom Carport über Dachstühle und Wintergärten bis zu Trockenbau, Gauben oder Lehmbau. Die Kompetenz reicht von den traditionellen Bauformen früherer Generationen bis zu modernster Wärmedämmung. Auch die Aufgaben der Bauklempnerei übernimmt Wiegmann selbst, versteht sich auf Schiefereindeckungen oder historische Dachformen ebenso wie auf moderne Bedachungen. Einige der im Kreis Herford besonders hervorstechenden alten Fachwerkhäuser sind das Ergebnis seiner Arbeit, die er zusammen mit den Eigentümern Stück für Stück umgesetzt hat.
Bestehende Werte zu erhalten und zu schaffen und eine Brücke zwischen Historischem und Moderne zu schlagen hat Wiegmann jetzt dazu bewogen, auch Fachwerkneubauten anzubieten. Fachwerk ist, so Wiegmann, mehr als nur ein optischer Eindruck von Fassadengestaltung, ist vielmehr Lebensraum für Menschen, gesundes Klima zu jeder Jahreszeit. Dabei ist Wiegmann im Umgang mit Denkmalbehörden ebenso geübt wie der Erarbeitung neuer Wohnkonzepte auf historischem Fundament.
Was die Firma Masswerk indes besonders auszeichnet, ist die Tatsache, dass nicht nur die abgelieferten Arbeiten oft als Maßarbeit bezeichnet werden. Auch die Mannschaft selbst, die Wiegmann nach und nach um sich versammelt hat, steht als Team für die gemeinsame Idee ein. Dass Masswerk anders sei, verrät Wiegmann augenzwinkernd, offenbare bereits der Internet-Auftritt der ungewöhnlichen Firma, den immerhin 1000 Nutzer pro Monat anwählen. Vielleicht ja auch wegen Rosa Müller und Festus Wiegmann: Die beiden Hunde sind täglich im Büro und gehören einfach zum Team.

Artikel vom 30.03.2005