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Die neuen Laufzeiten:
2009, 2010 und 2011

Fußball-Bundesliga: Vereine binden Spieler langfristiger

Von Klaus Lükewille
Bielefeld (WB). 2009. Das ist die »Zauber-Zahl«, die in den Verträgen steht, die in den vergangenen Wochen geschlossen wurden. Ein halbes Dutzend Fußball-Profis hat schon unterschrieben. Es dürften sicher noch ein paar mehr werden.

2009. Das steht auch in dem Kontrakt, den der Bielefelder Armine Patrick Owomoyela mit dem noch amtierenden deutschen Fußball-Meister Werder Bremen ausgehandelt hat. Vor ihm verlängerten bereits in Leverkusen zwei Profis um vier Jahre: Der Angreifer Dimitar Berbatov und der Mittelfeldantreiber Bernd Schneider bleiben bei Bayer. Sport-Direktor Rudi Völler atmete nach dem Abschluss erleichtert auf: »Wir haben zwei wertvolle Leute weiter an uns binden können.«
Langzeit-Verträge sind nicht nur ein Thema, wenn es um bewährte Stützen geht. Auch junge Talente werden so an den Verein gebunden. Borussia Dortmund ließ Marc-Andre Kruska, einen erst 17-jährigen Nachwuchsspieler, bis 2009 unterzeichnen. Sport-Manager Michael Zorc freute sich: »Das war ein ganz wichtiger Abschluss. Kruska ist ein Spieler mit großer Zukunft.«
2009. Vier Jahre »Laufzeit«. Auf dem Fußball-Platz - und auf den Arbeitspapieren. In diesen finanziell längst nicht mehr so rosigen Bundesliga-Zeiten wird das »Modell 2009« zu einer guten Arbeitsgrundlage. Für beide Seiten.
Der Spieler ist abgesichert, der Verein hat den Spieler »sicher«. Wenn ein interessierter Konkurrent vor Ablauf des Vertrages anklopfen sollte, dann kann die Antwort so lauten: »Tut uns leid, unverkäuflich.« Oder so: »Könnt ihr haben. Aber der Junge kostet ein paar Millionen Euro Ablöse.«
Wobei natürlich auch in diesen Verträgen, die über einen längeren Zeitraum datiert sind, die Partner Extra-Klauseln einbauen können. Zum Beispiel festgeschriebene Transfer-Summen, wenn der Spieler vor Ablauf des offiziellen Dienstverhältnisses das Trikot wechseln möchte. Oder, Vorteil Verein: streng nach Leistung bezogene Bedingungen, bei denen die kickenden Angestellten eine bestimmte Anzahl von Pflichtpartien erreichen müssen, um die Gesamtgage einstreichen zu können.
Hier machen Vereine und Profis nur höchst ungern konkrete Angaben. Das »Kleingedruckte« ist ein Tabu-Thema, hier wird in der Öffentlichkeit spekuliert, und es tauchen in diesem Zusammenhang viele falsche Zahlen auf.
Richtig ist aber, dass auch die neuen Trend-Verträge bis 2009 nicht vor »Unfällen« und »Zwischenfällen« schützen können. Der FC Schalke 04 verpflichtete Mimoun Azaouagh für die nächsten vier Jahre. Jetzt ist dieser begabte Profi leider schwerer verletzt als zunächst angenommen worden war. Nun zanken sich die Königsblauen mit dem FSV Mainz 05, der auf der ausgehandelten Ablösezahlung für Azaouagh besteht und jetzt vor Gericht ziehen will.
Ernste Mienen auch beim Hamburger SV. Vom FC Bayern München wurde der talentierte Piotr Trochowski an die Elbe gelockt. Bis 2009. Gleich im ersten Spiel, ausgerechnet im Olympia-Stadion gegen den Rekordmeister, zog sich der Angreifer eine komplizierte Sprunggelenkverletzung zu und fällt bis zum Saisonende aus. Pech. Trotzdem sagt HSV-Manager Dietmar Beiersdorfer: »Trochowskis Verpflichtung wird sich noch einmal für uns auszahlen.«
Zauber-Zahl 2009. Die wurde inzwischen aber sogar schon überboten. Nationalspieler Fabian Ernst wechselt im Sommer vom SV Werder Bremen zum FC Schalke, er unterschrieb bis 2010. Und bei Hertha BSC ist sogar das Jahr 2011 schon im Gespräch: So lange soll der Brasilianer Marcelinho in Berlin gehalten werden.
2009, 2010, 2011. Soweit planen die Vereine aber nicht, wenn es um die Trainer geht. Da gibt es zurzeit nicht einen Vertrag, der über vier Jahre läuft. Bis 2007 haben Felix Magath, Uwe Rapolder, Ewald Lienen und Peter Neururer unterschrieben. Mehr geht nicht. Das Risiko ist zu groß. Denn dann werden die Abfindungen bei vorzeitigen Trennungen zu teuer.

Artikel vom 25.03.2005