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Ein Kaiser auf
Europas Thron

Beckenbauer will Uefa-Chef werden

Hamburg (dpa). Kaiserliche Kandidatur: Franz Beckenbauer hat sich erstmals selbst als möglicher Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA) ins Gespräch gebracht und dadurch den Wahlkampf mit dem Franzosen Michel Platini eröffnet.

»Das Interesse ist da«, sagte Beckenbauer in einem Interview, das der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auf seiner Internetseite (»www.dfb.de«) veröffentlichte. Die Präsidentschaft für einen so erfolgreichen Verband wie die UEFA wäre nun »eine Herausforderung, die mich reizen könnte«.
Das DFB-Präsidium hatte am Freitag einstimmig beschlossen, Beckenbauer um eine Kandidatur für die Nachfolge des Schweden Lennart Johansson zu bitten. Bisher galt Platini als einziger Kandidat für den zweitwichtigsten Posten im Weltfußball.
Nationalmannschafts-Teammanager Oliver Bierhoff freute sich über das Interesse Beckenbauers. »Das wäre zu begrüßen und zu unterstützen. Das wäre eine Riesensache für den deutschen Fußball«, sagte Bierhoff beim Trainingslager der Nationalmannschaft. Es sei eine gute Sache, wenn ehemalige Spieler Funktionärsämter übernehmen.
Nach Ansicht von WM-Organisationschef Beckenbauer ist Grundvoraussetzung für eine Kandidatur aber, dass die vierte Amtsperiode Johanssons tatsächlich dessen letzte ist. »Gegen Lennart würde ich nie antreten«, erklärte der 59-Jährige. »Ob er nach der laufenden Amtsperiode definitiv aufhört, ist meines Wissens nach noch gar nicht klar und verkündet.« Der Schwede hatte mehrfach angekündigt, sich nicht mehr zur Wiederwahl stellen zu wollen.
Klarheit forderte Beckenbauer, dessen vierte Amtszeit als Präsident des FC Bayern München im November 2006 endet, auch in der Frage, wann die Präsidenten-Wahl stattfindet. Auf dem nächsten UEFA-Kongress am 21. April in Tallin könnte der europäische Verband den Wahlkongress um ein Jahr auf 2007 verschieben. Damit würde die UEFA ihre Präsidentschaftswahlen dem Rhythmus des Weltverbandes FIFA anpassen und verhindern, dass die WM 2006 in Deutschland von einem Wahlkampf überschattet wird.
Bis Mitte März war Platini einziger Kandidat auf die Nachfolge von Johansson, der seit 1990 den Vorsitz innehat. Dann war der Geschäftsführende DFB-Präsident, Theo Zwanziger, vorgeprescht und hatte den »Kaiser« ins Gespräch gebracht. Beckenbauer selbst, der noch immer im Urlaub in Dubai weilt und von dort direkt zum Länderspiel am Samstag nach Slowenien reist, hatte sich bis zum DFB-Interview nicht klar zur Kandidatur geäußert.

Artikel vom 24.03.2005