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Neuland: Schöffen sollen keine Mini-Juristen werden

Akademie bietet für neue Amtsperiode Seminare an

Bielefeld (uko). Nahezu täglich wiederholt sich vor Bielefelder Gerichten das Ritual: Vor dem Beginn von Strafprozessen werden Schöffen auf ihr Amt vereidigt, denn die neue Schöffenperiode hat just begonnen. Einen wertvollen Beitrag zur Fortbildung der ehrenamtlichen Ricdhter leistet seit Beginn der 80-er Jahre die Schöffenakademie im Haus Neuland, wo jetzt erneut ein erstes Seminar lief.

Ein Forum »des Erfahrungsaustausches, der Meinungsbildung und der Information jenseits weltanschaulicher, konfessioneller oder parteipolitischer Grenzen« bietet die Schöffenakademie Haus Neuland nun seit genau einem Vierteljahrhundert. Erfahrene Praktiker und Experten - zumeist Richter und Dozenten der Universität Bielefeld - stellen seither die am Strafverfahen Beteiligten vor, damit werden Einblicke in »Zusammenhänge und Aspekte des Strafverfahrens« vermittelt. Jetzt, mit dem Beginn der neuen Amtsperiode der Schöffen, wird die Schöffenakademie wieder aktiv.
Die Schirmherrschaft der Schöffenakademie hat wie bisher der Leitende Gneralstaatsanwalt Manfred Proyer aus Hamm. Durch ihre Teilnahme an der Tagung haben, so Sigmar Fischer, der Pädagogische Leiter in Haus Neuland, »unzählige Schöffen und Schöffinnen unter Beweis gestellt, wie ernst sie ihr Amt nehmen«. Haus Neuland sehe sich eben in der Verantwortung und Pflicht, durch hohe Qualität der Programme und guten Service dieses Vertrauen zu rechtfertigen. Fischer: »Neben Erprobtes und Bewährtes treten immer wieder neue Programme, in denen wir aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen an den demokratischen Rechtsstaat aufgreifen.« Nunmehr 25 Jahre Erfahrung und Kompetenz in der Weiterbildung von Schöffen bedeuteten damit auch Kontinuität und Innovation in einem ausgewogenen Verhältnis. Derzeit stehen den eherenamtlichen Richtern die ersten Sitzungen bevor. Informationen und Hilfestellungen sowie praktische Übungen stehen daher im Mittelpunkt auch der diesjährigen Seminare. Am ersten Kurs nahmen jetzt 58 Schöffen aus ganz Nordrhein-Westfalen teil. Die gerichtlichen Einweisungen sollten dadurch keineswegs ersetzt, sondern lediglich ergänzt und vertieft werden. Themen der 2005er Akademie sind: Jutta Albert, Vorsitzende Richterin am Landgericht klärte über »die Stellung des Schöffen in der Hauptverhandlung auf. »Zum Verlauf einer Hauptverhandlung - Was muss der Schöffe wissen und beachten?« erklärte als Referent Johannes Wiemann, Richter am Landgericht Bielefeld. Schließlich hielt Professor Dr. Wolfgang Schild von der Universität Bielefeld den einführenden Vortrag »Warum wird der Mensch straffällig?« Vorbereitende Rechtskenntnisse wurden indes von keinem der Teilnehmer erwartet, denn »gesunder Menschenverstand und gesundes Rechtsempfinden sind ausreichend«. Im Auge zu behalten sei, so sagte Sigmar Fischer, »dass sich die Angebote an Laienrichter wenden«. Also an Personen, »die trotz ihres expertenähnlichen Status' die Nähe zum Bürger nicht verlieren sollen«. Denn das Schöffenamt solle bekanntlich den Einfluss des Bürgers auf den Strafprozess gewährleisten. Sigmar Fischer: »Schöffen sollen keine Minijuristen werden.«
Weitere Informationen erteilt das Haus Neuland unter der Rufnummer 05205/91 26 21.

Artikel vom 31.03.2005