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Mehr Bewusstsein
als bisher gedacht?

Terri Schiavo bleibt ohne Nahrung

Washington/Wismar (AP/dpa). Die Eltern der Koma-Patientin Terri Schiavo haben den juristischen Kampf um das Leben ihrer Tochter in letzter Instanz verloren.
Mary Schindler und ihr Ehemann Bob kämpfen weiter um das Leben ihrer Tochter. Foto: AP

Der oberste US-Gerichtshof weigerte sich am Donnerstag, die Nahrungsmittelversorgung Terri Schiavos wieder anzuordnen. Nach einem richterlichen Beschluss in Florida kann die Koma-Patientin zudem nicht in staatliche Obhut genommen werden. Der zuständige Richter lehnte einen Antrag des Gouverneurs und Präsidentenbruders, Jeb Bush, ab. Er weigerte sich, angebliche neue medizinische Erkenntnisse über den Zustand der Frau anzuhören. Damit ist den Eltern die wahrscheinlich letzte Chance genommen, die Wiederaufnahme der Ernährung durchzusetzen.
Jeb Bush hatte am Mittwoch überraschend neue medizinische Erkenntnisse angeführt. Ein Neurologe schließe nicht aus, dass Schiavo mehr Bewusstsein habe als bislang angenommen. Jeb Bush argumentiert, die Patientin müsse nun neu untersucht werden.
Terri Schiavo, die nach einer Herzattacke seit 15 Jahren im Wachkoma liegt, wird auf Antrag ihres Ehemanns seit dem 18. März nicht mehr künstlich ernährt. Er will seine Frau sterben lassen. Terri Schiavo habe früher klar gemacht, dass sie in einem solchen Zustand nicht weiter leben wolle. Die Eltern bestreiten dies.
Die deutsche Hellmonds-Stiftung für Menschen im Wachkoma will die Amerikanerin Terri Schiavo vor dem Hungertod bewahren. »Sie sterben zu lassen, wäre ein Verbrechen«, begründete Stiftungsgründer Gerhard Hellmonds aus Wismar das Vorhaben. Die Stiftung könne sofort 10 000 Euro für den Transport nach Deutschland aufbringen. Nach Überzeugung von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) wäre der Fall Schiavo nicht auf Deutschland übertragbar: »In dieser Form wäre der Streit in Deutschland nicht möglich. Wahrscheinlich würde sie bei uns weiter versorgt.«
Die Mutter der Komapatientin, Mary Schindler, richtete einen Appell an Richter und Politiker: »Bitte, irgendjemand da draußen muss diese Grausamkeit stoppen. Bitte lasst meine Tochter leben.« Eine Anwältin der Eltern sagte, Terri Schiavo habe vergangenen Freitag auf die Frage, ob sie weiter leben wolle, versucht mit »Yeah« zu antworten. Sie habe geweint, als sie hörte, dass der Ernährungsschlauch auf Antrag ihres Mannes entfernt werde.Seite 4: Pressestimmen

Artikel vom 25.03.2005