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Wenn Golfprofis der Schuh drückt . . .

Handwerksmeister Carsten Moch entwickelt Einlagen und Leisten selbst


Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Der alteingesessene Handwerksbetrieb, der Metallbauer, der weltweit exportiert, das exklusive Fachgeschäft in der City: Der Mittelstand ist Rückgrat der Wirtschaft und Garant für die Zukunft. Das WESTFALEN-BLATT stellt in einer Serie erfolgreiche Mittelständler vor. Heute: Orthopädieschuhmachermeister Carsten Moch.
In seinem Büro brennt sprichwörtlich die Erde. Das Zeitmanagement auf seinem Computerbildschirm spricht von einem engen Terminplan. Das eingerahmte Handballtrikot an der Wand ist von Volker Zerbe. »Danke für die super Betreuung« schreibt der Lemgoer WM-Teilnehmer. Harald Schmidts Musiker Helmut Zerlett hat eine Postkarte geschrieben, Stuttgarts langjähriger Fußballprofi Buffy Ettmayer eine Autogrammkarte. »Morgen fliege ich nach Mannheim«, berichtet Carsten Moch (36). Treffen mit SAP-Chef Dietmar Hopp, Thema: maßgefertigte Schuhe. Moch fliegt selbst. Seit zwei Jahren hat der engagierte Handwerker die Privatpilotenlizenz und büffelt gerade an der Instrumentenflugberechtigung. Fliegen ist Leidenschaft, gesteht der Bielefelder mit dem Terminplan eines Topmanagers, aber auch optimale Ausnutzung des 14-Stunden-Tages.
Im Fachbetrieb an der Ziegelstraße herrscht Hochbetrieb. Das Geschäftshaus im toskanischen Stil fällt im eher »normalen« Bielefelder Osten schon optisch aus dem Rahmen. Mochs Betrieb steht nicht nur historisch auf den Wurzeln von zwei Generationen, sondern floriert zukunftsträchtig dort, wo »Vater Tolle« vor 80 Jahren in einer kleinen Werkstatt begann.
Heute arbeiten 17 Mitarbeiter mit Moch im engagierten Team. So ein Geschäft ist Mannschaftssport, sagt der Chef, der 1996 die Meisterprüfung ablegte, sein Handwerk als Berufung versteht und von Mitarbeitern ein Höchstmaß an Einsatz erwartet. Nachdem er 1997 das Geschäft von Vater Helmut Moch übernommen hatte, baute er komplett neu. Eine unternehmerische Herausforderung für einen Handwerksmeister mit inzwischen vier Kindern und einer Ehefrau, die zeitweise noch im Geschäft als Libero einspringt. Seinen zahlreichen Kunden hat Moch, der seine Zukunftschancen als sehr positiv bezeichnet, auf vielfältige Weise helfen können. Klassische Orthopädie und Schuhreparatur bietet Moch ebenso wie Maßanfertigung und selbst entwickelte und patentierte Einlagensysteme. Sein neuester Clou ist ein selbst entwickeltes System zur Anfertigung von konfektionierten Maßschuhen, einem genialen Kompromiss auf eigenem Leistensystem. Individualität schreibt Moch groß, der eine Vielzahl von Fußball- und Golfprofis ebenso versorgt wie tausende »normaler« Patienten.
Der Profi weiß, wo der Schuh drückt. Und er sieht die geänderten Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem mit geänderten Kostenstrukturen durchaus positiv. Sie haben den Patienten mehr Eigenverantwortung auferlegt und den Handwerkern gleichsam ermöglicht, neue Kundenkreise aktiv zu erschließen. Moch besticht durch Erfolg.

Artikel vom 23.03.2005