Von Dietmar Kemper Detmold (WB). Vor zehn Windmühlen im Kreis Minden-Lübbecke lesen am 4. Juni zehn namhafte Schauspieler wie Rolf Becker und Uwe Friedrichsen aus dem Don Quijote von Cervantes. Die Hommage an den Ritter von der traurigen Gestalt ist nur einer von vielen Höhepunkten des Literatur- und Musikfestes »Wege durch das Land« vom 5. Mai bis 9. Juli. Leslie Malton liest am 26. Mai in Spenge. Felix von Manteuffel am 16. Mai im Kloster. Nina Petri am 28. Mai im Schloss Wehrden.
Die 20 Veranstaltungstage in 18 Schlössern, Klöstern, Scheunen, Museen, Parks oder eben Windmühlen in Ostwestfalen-Lippe stehen unter dem Motto »Meinen Ort mit einem anderen Ort verbinden«. Organisatorin Brigitte Labs-Ehlert sagte gestern in Detmold: »Die poetische Ortserkundung macht das Festival bundesweit einmalig.« Sieben symbolische Stätten sind zum erstenmal in die literarische und musikalische Spurensuche eingebunden. Im einzelnen sind dies die Seidenweberei Delius in Spenge, das Franziskanerkloster in Rietberg, das Schloss Vörden, das Rittergut Schlüsselburg, die karolingische Sankt-Kilianskirche in Lügde, das Kloster Herzebrock und das Paderborner Computermuseum. Die renommierteste Kulturveranstaltung der Region richtet in diesem Jahr den Blick nach Böhmen. Bei der Eröffnungsveranstaltung am 5. Mai in Schloß Corvey werden die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschen und Tschechen betont, wenn Reiner Kunze Nachdichtungen tschechischer Lyrik liest und die Geigerin Gabriela Demeterova mit dem Tschechischen Philharmonischen Collegium ihr Land porträtiert. Spuren in Böhmen und Westfalen hinterließ der Reformer Fürst Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg. An ihn erinnert am 16. Mai das Programm im ehemaligen Franziskanerkloster Rietberg mit dem Lyrik-Altmeister aus Prag, Zbynek Hejda, und dem Schauspieler Felix von Manteuffel, der Rousseaus Träumereien des einsamen Spaziergängers vorstellt. Mit Bus und zu Fuß können Kulturfreunde bei einer literarischen Exkursion vom 14. bis 18. Juli Böhmen vor Ort erkunden. Die Landschaft um Karlsbad inspirierte immer wieder Dichter und Musiker. Feine Stimmen besingen am 26. Mai in der Seidenweberei Delius in Spenge feine Stoffe. Die Wiener Sängerknaben erzählen eine Geschichte der Seidenstraße. Und Leslie Malton schwärmt von den eleganten, farbenfrohen Hüllen der Frauen. Prominente Namen schmücken die Liste der verpflichteten Autoren, Musiker und Schauspieler für »Wege durch das Land«. Die Palette der Schriftsteller reicht von Cees Nooteboom über Friederike Mayröcker bis zur dänischen Literaturnobelpreis-Kandidatin Inger Christensen, der die Autorentage vom 2. bis 4. September in Schwalenberg gewidmet sind. Den Nobelpreis bereits gewonnen hat der Afrikaner Wole Soyinka, der am 19. Juni auf dem Gut Holzhausen lesen wird. Auch die erste Garde der Schauspieler kommt nach Ostwestfalen-Lippe, darunter Charles Brauer, Michael Heltau, Nina Hoger, Gottfried John und Eva Mattes. Wenngleich der Schwerpunkt des diesjährigen Festivals auf der Literatur liegt, ist die Musik keineswegs nur Beiwerk. Dafür stehen unter anderem das Ensemble Berlin, Musica Antiqua Köln, das Tschechische Philharmonische Collegium und das Wiener Klaviertrio. Brigitte Labs-Ehlert muss eher absagen als betteln: »Namhafte Schauspieler geben mir selbst oder über Kollegen den Hinweis, dass sie gern teilnehmen möchten.« Probleme bereite schon eher die Finanzierung des Festivals. 500 000 Euro kann sie ausgeben, das Land NRW steuert 90 000 Euro bei, noch etwas mehr gibt die Kunststiftung NRW. »Viele Unternehmen unterstützen uns mit Geld und Ausrüstung oder stellen Hotelbetten zur Verfügung«, erläuterte die Organisatorin. Wer sich über das Programm von »Wege durch das Land« informieren und Karten kaufen möchte, wendet sich an das Literaturbüro OWL mit der Nummer 05231/982545. www.wege-durch-das-land.de
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