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In Deutschland
wird mehr gedopt

Fahnder bleiben jedoch optimistisch

Bonn (dpa). Die Zahl der positiven und sanktionierten Doping-Fälle im deutschen Sport hat 2004 auf 72 zugenommen. Dabei wurden durch die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) insgesamt 8885 Kontrollen durchgeführt, 4417 im Trainingsbereich, 4468 im Wettkampf.

Der NADA-Vorstandsvorsitzende Peter Busse zog trotz der gestiegenen Positiv-Fälle eine erfreuliche Bilanz: »Die Akzeptanz seitens der Verbände und die Kooperation der Sportler nimmt ständig zu«, sagte Busse gestern bei der Präsentation der NADA-Zahlen für 2004 in Bonn.
Durch das Inkrafttreten des Codes der Welt-Anti-DopingAgentur (WADA), eine neue Rechts-Systematik und ein völlig neues Doping-Regelwerk zog die NADA bewusst keinen Vergleich mit 2003, als noch 50 positive Fälle registriert worden waren. »Aber es setzt sich die Erkenntnis durch, dass nur ein sauberer Sport langfristig in unserer Gesellschaft konkurrenzfähig und wirtschaftlich attraktiv ist. Jeder, der im Sport aktiv ist, muss seinen Beitrag dazu leisten«, äußerte Busse. Weltklasse-Fechterin Claudia Bokel sieht es deshalb als »Rückschlag für die Doping-Bekämpfung«, dass die griechischen Sprinter Kostas Kenteris und Ekaterina Thanou vom griechischen Leichtathletik-Verband vom Verdacht des Dopings freigesprochen wurden.
Die größte Herausforderungstellen nach wie vor Anabolika dar. Prof. Wilhelm Schänzer vom Institut für Biochemie in Köln verwies auf die 23 positiven Doping-Fälle der Olympischen Spiele 2004 in Athen, davon waren es bei 16 anabole Wirkstoffe.
Im nationalen Bereich zeigte sich Busse erfreut über zusätzliche 400 000 Euro seites des Bundes, mit denen der NADA-Jahresetat auf 1,5 Millionen Euro angewachsen ist. »Ohne eine gesunde finanzielle Basis muss ein solches Engagement im Kampf gegen Doping zum Scheitern verurteilt sein«, sagte Busse. Ein Arbeitsschwerpunkt 2005 werde die Doping-Prävention sein, kündigte er an. Dazu gehören unter anderem ein Anti-Doping-Fortbildungsmodul für Trainer sowie eine Medikamenten-Datenbank im Internet. Vom 1. Mai an gibt es außerdem ein Online-Meldesystem für deutsche Athleten.
Mit Sorge registrierte NADA-Geschäftsführer Roland Augustin die Zunahme von Missbrauch mit Cannabinoiden. »Die Nutzung weicher Drogen findet Eingang in den Sport. Hier erreicht ein gesellschaftliches Phänomen den Sport, dessen zukünftige Dimensionen noch nicht abzusehen sind.«

Artikel vom 23.03.2005