23.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Hoffmann ein
Serienmörder?

31-Jähriger spricht von weiteren Taten

Bremerhaven (dpa). Der Verdacht steht seit Wochen im Raum. War Marc Hoffmann (31), der mutmaßliche Mörder der Kinder Levke und Felix, ein Serientäter, der noch mehr Verbrechen begangen hat?
Jeder Quadratmeter wird bei der Suchaktion genauestens unter die Lupe genommen.

Während die Polizei gestern in Bremerhaven ihre Suche nach einem möglichen weiteren Opfer fortsetzt, konkretisiert sich der Verdacht erstmals. »Marc Hoffmann hat gegenüber einem Mithäftling von sechs weiteren Taten gesprochen«, berichtet Torsten Oestmann, der Sprecher der Sonderkommission Levke.
Ansonsten hält sich der Sprecher »aus ermittlungstaktischen Gründen« eher bedeckt. Die Informationen bleiben dünn. Einem Mithäftling im Gefängnis in Stade (Niedersachsen) soll Hoffmann im Dezember kurz nach seiner Festnahme im Fall Levke Angaben zu weiteren Opfern gemacht haben. Auch die Orte, wo er diese vergraben haben will, soll er beschrieben haben. Zunächst habe die Polizei »durch strafprozessuale und ermittlungstaktische Maßnahmen« versucht, Einzelheiten zu klären, erzählt Oestmann: »Gibt es diese Orte? Gab es die beschriebenen Personen? Gab es die Taten?« Der Wahrheitsgehalt der Angaben, die er dem Mithäftling gemacht hatte, lässt sich nach Darstellung der Polizei nur schwer einschätzen. Zu möglichen Ergebnissen schweigt die Soko Levke. Sie lässt nur erkennen, dass es wohl keine »Luftblase« war. Die Polizei hat in den vergangenen Wochen bereits mehrfach auf Hinweise des Mithäftlings hin kleinere Suchaktionen gestartet. Sie sei aber nicht fündig geworden. Unter anderem sei auf dem Grundstück von Hoffmanns Schwiegereltern in Bremerhaven gegraben worden.
Der jetzt durchsuchte Wald ist bei den Hundebesitzern der benachbarten Einfamilienhaus-Siedlung beliebt. Selbst während der Suchaktionen gehen sie hier spazieren. Zentimeter für Zentimeter durchkämmen die Polizisten das Wäldchen, in dessen Mitte sich eine inzwischen bewachsene Sandgrube befindet. Nach Angaben des Chefs der Suchmannschaften, Peter Döscher, haben sie das Suchgebiet »inzwischen um fünf bis sechs Hektar« ausgedehnt. Oestmann geht sogar davon aus, dass es von 13 auf 25 Hektar verdoppelt wurde. Mit jeder Minute Suche schwinden die Hoffnungen der Polizei, etwas zu finden. Auf die Frage, ob Hoffmann ein Serientäter ist, will Oestmann dennoch nicht mit einem »Nein« antworten: »Das einzige, was wir am Ende vielleicht wissen, ist: Wir haben nichts gefunden.«
Auch die Polizei in NRW überprüft erneut drei Fälle von seit Jahren spurlos verschwundenen Kindern. Echte Anhaltspunkte auf eine Verbindung zu Hoffmann aber gibt es nicht. Neues Licht wirft die Aussage eines Mithäftlings von Hoffmann aber auf das Verschwinden einer 86-Jährigen im Jahr 1994. Die Seniorin war bei einem Waldspaziergang nur einen Steinwurf von Hoffmanns Elternhaus im sauerländischen Attendorn spurlos verschwunden. Trotz groß angelegter Suche gab es keinerlei Hinweise darauf, was mit der geh- und sehbehinderten Frau passiert war.

Artikel vom 23.03.2005