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Monets Camille wird erweckt

Kunsthalle restauriert Frauenportrait

Von Sabine Komm
Bremen (dpa). Camille war für Claude Monet (1840- 1926) Modell, Geliebte, Ehefrau und Mutter zweier Söhne. Niemanden malte er so oft wie seine jung gestorbene Lebensgefährtin. Jetzt wird das 1866 entstandene Camille-Porträt in der Kunsthalle Bremen restauriert.

Das Bildnis der prachtvoll gekleideten Pariserin mit dem koketten Blick auf den Betrachter soll im Mittelpunkt der Ausstellung »Monet und Camille: Frauenporträts im Impressionismus« stehen. Vom 15. Oktober an wird die Kunsthalle Bremen ein halbes Jahr lang etwa 50 Frauenporträts von Impressionisten wie Renoir, Manet und Degas zeigen.
Seit Monaten rückt Bettina Landgrebe, die Restauratorin der Kunsthalle, dem Bildnis von Monets Geliebter mit Röntgenstrahlen, Lösemitteln und Skalpellen zu Leibe. Unter bräunlichen Firnisschichten und späteren Übermalungen legt die Expertin die ursprünglichen Farben frei. »Der Pelzbesatz der Samtjacke ist keine braune Masse mehr. Jetzt leuchtet er in Blau-, Grau-, Ocker- und Rottönen«, sagt Landgrebe. Die Arbeit sei spannend und extrem langwierig, das Ergebnis aber unglaublich. Für Landgrebe ist es »etwas ganz Besonderes«, dem kurz vor Beginn des Impressionismus entstandenen Gemälde so nah zu sein wie kein anderer. Das Gefühl ist für sie allerdings nicht neu. Schließlich hat sie bereits in internationalen Museen Kunstwerke restauriert - »vom Altarbild bis zur Gegenwartskunst«.
Mit dem Blick durch Stirnlupe und Stereomikroskop entdeckt sie, wie Monet für Camilles Seidenrock Schweinfurter Grün, Chromoxyd-Grün feurig, Weiß und Kobaltblau gemischt und mit breiten Borstenpinseln auf die Leinwand aufgetragen hat. »Der junge Maler hat ziemlich schnell gemalt, mit einem unglaublichen Farbgefühl, ein Meisterwerk«, schwärmt die Restauratorin.
In der Impressionismusschau sollen die Besucher nach Darstellung von Kunsthallen-Direktor Wulf Herzogenrath erleben, wie die jungen französischen Maler ihre Modelle jenseits aller Traditionen porträtiert haben. »Die Camille von 1866 war die ungewöhnliche Sicht eines 26-Jährigen auf seine Freundin.« Mit diesem Gemälde wurde der unbekannte Monet über Nacht zum Star der Pariser Kunstszene.
www.monet-camille.de

Artikel vom 29.03.2005