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Die Bemühungen anerkennen


Zur Besprechung der Matthäus-Passion ging folgende Zuschrift ein:
Ich habe die Aufführung der Matthäuspassion am 13. März miterlebt und frage mich nun, ob es dieselbe war, die ihre Kritikerin besucht hat. Ich jedenfalls habe nichts von einem »wohlwollenden Beifall« für ein »ehrgeiziges Projekt« wahrgenommen, sondern begeisterte Zustimmung zu einer bewegenden Darbietung sowohl durch den Applaus in der Kirche als auch durch verbale Äußerungen von allen Hörern, die ich nach der Aufführung gesprochen habe. Als einigermaßen unfair empfinde ich auch die herablassende Behandlung des Chors, dessen Bemühung um ein solches Werk man hoch anerkennen sollte, anstatt ihn zu fragen, ob er als »Volkschor«, dem doch engere »Grenzen . . .  gesetzt« seien, nicht lieber die Finger von »solch anspruchsvoller Literatur« lassen wolle.
Wenn die Autorin die Erwartungen, die sie nach der Ankündigung des Dirigenten Michael Hoyer gehabt hat, enttäuscht gesehen hat, läge die Überprüfung der eigenen Erwartungen wenigstens ebenso nahe wie die Kritik an der Konzeption eines Musikers, der sich in mindestens halbjähriger theoretischer und praktischer Arbeit mit dem geistigen Gehalt der Matthäuspassion auseinandersetzt hat. Was sie aber erwartet hat, schreibt sie nicht, das »bleibt (ihr) Geheimnis«. Mitwirkende und Hörer dieser gehaltvollen Aufführung sollten sich davon nicht beeindrucken lassen.
Prof. Dr. Elke AxmacherUniversität Bielefeld

Artikel vom 22.03.2005