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Postbank entdeckt Bausparer

Einstieg bei der Hamelner BHW mit Rekordgewinn im Rücken

Von Michael Bauer
Frankfurt (AP). Mit Rekorden bei Gewinn und Kundenzahl im Rücken ist die Postbank auf Einkaufstour gegangen und jetzt bei Deutschlands zweitgrößter privater Bausparkasse BHW eingestiegen.

Die Postbank hält nun einen Anteil von 9,2 Prozent und schließt eine weitere Erhöhung nicht aus - aber nur, wenn alles passt, wie Postbank-Chef Wulf von Schimmelmann gestern auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt betonte. Es könnte also sein, dass die Zukunft des BHW - Werbemotto: »Die Zukunft ist blau« - blau-gelb wie die Farben der Postbank ist.
Die Postbank habe von der Münchner Rück die Aktien zu »einem mehr als symbolischen Discount auf den aktuellen Börsenkurs« übernommen, sagte Schimmelmann. Genaue Angaben zum Preis wollte er nicht machen. »Ich will nicht verhehlen, dass das BHW möglicherweise eine interessante Ergänzung für uns sein könnte«, sagte er. »Allerdings: Es ist zum jetzigen Zeitpunkt viel zu früh, dazu eine verbindliche Aussage zu treffen.« Die BHW-Finanzgruppe mit Sitz in Hameln wollte den Einstieg der Postbank nicht kommentieren.
Unstimmigkeiten zwischen der Postbank und den beiden Haupteigentümern des BHW - der BGAG Beteiligungsgesellschaft der Gewerkschaften und dem Deutschen Beamtenwirtschaftsbund (BWB), die knapp 39 beziehungsweise 37 Prozent halten - gibt es offenbar noch beim Preis. »Die in den Raum gestellten Preise können wir nicht nachvollziehen«, sagte Schimmelmann. »Wir kennen das Unternehmen zu wenig, es gibt noch keinerlei Verkaufsinformationen.«
Die Postbank hat sich nach Schimmelmanns Worten mit dem Aktienkauf noch keineswegs entschieden, ein Gebot für BHW abzugeben. Und er stellte klar: »Wir brauchen keine weitere Hypothekenbank und haben daher auch keinerlei Interesse an der BHW-Tochter AHBR.«
Schimmelmann hob aber zugleich hervor, dass BHW strategisch zur Postbank gut passen werde. Als zweitgrößte Bausparkasse in Deutschland habe BHW eine gute Marktstellung. Zudem würden mehr als 4200 mobile Berater und 830 Service Center das Vertriebsnetz der Postbank sinnvoll ergänzen. Zudem weise der Konzern etwa 3,6 Millionen Kunden mit einer Ähnlichkeit zur Kundenbasis der Postbank aus. Der BHW-Konzern (Hameln) ist einer der großen Finanzdienstleister für die private Vorsorge.
Im Schatten des BHW-Einstiegs stand gestern die Bilanz der Postbank, immerhin die erste seit ihrem Börsengang im vergangenen Juni. Die Postbank konnte demnach 2004 erneut ein Rekordergebnis erwirtschaften. Das Ergebnis vor Steuern wuchs um 25,6 Prozent auf 624 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss kletterte um 19,3 Prozent auf 420 Millionen Euro. Außerdem konnte die »Neukunden-Gewinnungsmaschine« Postbank - nicht zuletzt dank des kostenlosen Girokontos - mit 890000 Neuzugängen »alle Erwartungen übertreffen«. 12,1 Millionen Kunden zählt die Postbank jetzt und ist damit gemessen an der Kundenzahl weiter die größte Privatkundenbank Deutschlands.

Artikel vom 22.03.2005