22.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Göttliche Macht und Herrlichkeit

Der Oratorienchor führt am Karfreitag Bachs Johannes-Passion auf

Bielefeld (uj). Mit der Johannes-Passion, aufgeführt am Karfreitag in der Oetkerhalle, bringt der Oratorienchor ein Stück musikalischer Theologie zum Klingen. Das Werk gehört zu einem der bedeutendsten Werke der Barockzeit.

Kürzer, aber dafür viel virtuoser als die größere Matthäus-Passion, misst Bach den Chorälen als Stimme der Gemeinde große Bedeutung bei. In ihrer differenzierten Harmonisierung sprechen sie den Hörer genau so direkt an wie die Arien, die von einzigartiger Schönheit und Symbolkraft sind. Und Hartmut Sturm, der erfahrene Kirchenmusiker, fordert den Chor, der wie stets durch Mitglieder der Bielefelder Singschul' erweitert wird, indem er jeden Choral anders und bis in die feinsten Nuancen interpretiert. »Der Chor profitiert sehr von dieser Arbeit«, unterstreichen Rosemarie Pflieger und Peter Flachmann.
Wie bei den vergangenen Aufführungen hat sich Peter Flachmann von der Musik und ihrer theologischen Aussage erneut künstlerisch inspirieren lassen. Drucke seiner großformatigen Acrylgemälde zum Kreuzweg Jesu bestücken erneut das Programmheft. »Ich kann mir vorstellen, in ein bis zwei Jahren mal sämtliche Arbeiten, die im Rahmen der Oratorienchors-Konzerte entstanden sind, auszustellen«, sagt der Künstler.
Als Garant für eine qualitätsvolle Werkwiedergabe stehen Solisten von Format: Christa Maier (Sopran), Yvi Jänicke (Alt), Christoph Rösel (Tenor), Franz Gerihsen (Bass) und Frederik Martin (Jesusworte). Alle haben schon ein oder mehrfach bei Aufführungen des Oratorienchores mitgesungen. Man pflegt freundschaftliche Kontakte. »Nur so«, unterstreicht Rosemarie Pflieger, »ist es überhaupt noch möglich, gute Solisten zu buchen.« Für Qualität bürgen nicht zuletzt die Mitglieder des Philharmonischen Orchesters.
Wegen der besonderen Ausrichtung des Johannes-Evangeliums mit dem starken Akzent auf dem überlegenen, göttlichen Auftreten Jesu, beginnt das Werk auch nicht wie später die Matthäus-Passion mit »Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen«, sondern mit dem in der Musikgeschichte seines gleichen suchenden gewaltigen Eingangschor »Herr, unser Herrscher«. Hier vereint Bach göttliche Macht und Herrlichkeit mit dem kreatürlichen Leiden und der gewaltigen Bewegung, die angesichts des Passionsgeschehens durch die Menschen geht.
Die Aufführung am 25. März beginnt bereits um 17 Uhr. Karten gibt es bei der Touristinformation, Telefon 51 69 99, bei den Chormitgliedern, im Internet unter www.oratorienchor-bielefeld.de und an der Abendkasse.

Artikel vom 22.03.2005