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Salzburger Festspiele bald am Teuto?

Das Kulturamt benennt Ziele und Perspektiven für die Oetkerhalle


Von Uta Jostwerner (Text)
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Sie gehört zu den zehn besten Tonhallen der Welt und (noch) Kulturamtsleiter Andreas Kimpel spricht gern von der »Carnegie-Hall Nordrhein-Westfalens«. 75 Jahre alt wird die Oetkerhalle in diesem Jahr, und das Kulturamt, unter dessen Verwaltung der Bielefelder Musentempel steht, setzt alles daran, dem Image »Alter Schuppen« entgegenzuwirken.
Zugegeben, der technische Standard ist nicht auf dem neuesten Stand und die Parkplatzsituation rund um die Oetkerhalle lässt auch zu wünschen übrig. Doch unterm Strich überwiegen die Stärken hinsichtlich der einmaligen Akustik, der Architektur und des für Veranstalter attraktiven Mietpreises von 1,33 Euro pro Platz. »Daran wollen wir auch nicht rütteln, das wäre kontraproduktiv«, sagt Andreas Kimpel. Nicht zuletzt das Hallenpersonal mit seiner freundlichen und serviceorientierten Art trägt für Besucher wie auch Veranstalter zur Attraktivität der Oetkerhalle bei.
Um das kulturelle Flaggschiff nach der Nutzung als Übergangsspielstätte für das Theater Bielefeld deutlich zu positionieren und von anderen Veranstaltungsstätten abzuheben, hat Kimpel kurz vor Ende seiner vierjährigen Amtszeit die Weichen gestellt und Wege geebnet.
Ein Wurf ist dem künftigen Kulturdezernent der Stadt Gütersloh sicherlich damit geglückt, die Salzburger Festspiele auf Bielefeld aufmerksam zu machen. »Wir haben auf der ITB erste Kontakte geknüpft und Türen geöffnet«, betont Kimpel, der künftig herausragende Festivals wie das in Salzburg, Schleswig-Holstein und im Rheingau an den Teuto holen möchte. Salzburg soll im Herbst 2006 den Anfang machen. Das passt, meint Kimpel, zumal nicht nur das 250. Geburtsjahr Mozarts gefeiert wird, sondern nach Auszug des Theaters auch das 75. Jubiläum der Oetkerhalle nachgeholt werden soll.
Weitergeführt und ausgebaut werden soll die Kooperation mit dem WDR, der Livemitschnitte von Konzerten in der Oetkerhalle sendet. Eine neue Konzertreihe mit außereuropäischer klassischer Musik ist in Planung, ebenso wie ein Tag der offenen Tür für bundesweite Veranstalter.
Auch das Murnau-Festival soll noch stärker in den Mittelpunkt gerückt werden. »Da gibt es noch Entwicklungspotenzial, ist Kimpel überzeugt. In diesem Zusammenhang soll der Filmvorführraum, der im Zuge der Umbauphase wiederentdeckt wurde, wieder in Betrieb genommen werden.
Angestrebt wird die Erweiterung des gastronomischen Angebots. So könnte ein Mediencafé auch außerhalb der Veranstaltungszeiten geöffnet haben.
Als Zielgruppe für die Vermarktung der Oetkerhalle nannte Kimpel den Bereich der Klassik und arrivierten Comedy. Zudem soll die Oetkerhalle weiterhin als Heimstatt für die Breitenkultur der Stadt dienen und als Tagungsort genutzt werden.
Für die professionelle Vermarktung der Halle wurde erstmals eine Imagebroschüre erstellt, die von BITel gesponsert wurde. »Das Kulturamt selbst verfügt über keinen Werbeetat«, so Kimpel. Um der Halle auch weiterhin eine Zukunft zu geben, sei professionelles Management erforderlich, so Kimpel, der damit zugleich für eine schnelle Wiederbesetzung der Kulturamtsleitung plädiert. Laut Kulturdezernent Rainer Ludwig soll das Kulturamt ein halbes Jahr kommissarisch von Ulrich Laustroer geführt werden, ehe die Stelle wiederbesetzt wird. Angedacht ist zudem, zwecks Lobbyarbeit einen »Freundeskreis Oetkerhalle« zu gründen.
Zuletzt noch eine Vision des scheidenden Leiters, der mit dem Rückbau der Oetkerhalle das Kulturamt dort gerne einziehen sehen würde. »Uns mangelt es an einer eindeutig identifizierbaren Adresse«, sagt Kimpel.Als Büroräume für die Mitarbeiter könnten die provisorisch geschaffenen Künstlergarderoben im linken Bereich der Eingangshalle dienen. Aber das, so Kimpel, sei vorläufig nur laut gedacht.

Artikel vom 22.03.2005