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Weltruhm mit »Schicksalslied«

Lale Andersen-Denkmal auf Langeoog zum 100. Geburtstag


Bremerhaven/Langeoog (dpa). Sie hat es als ihr »Schicksalslied« bezeichnet. Mit dem an allen Fronten des Zweiten Weltkriegs beliebten Schlager »Lili Marleen« gelang Lale Andersen der einzige Welterfolg ihrer Karriere. Die für den Ehrgeiz der Künstlerin unbefriedigende Verschmelzung von Lale und Lili hat ihren Tod überdauert. Die Andersen starb 1972 in Wien, beerdigt wurde sie auf Langeoog. Dort wird morgen, an ihrem 100. Geburtstag, ein Denkmal enthüllt. Es stellt, in Bronze gegossen, die Sängerin in der Pose der Soldatenbraut Lili Marleen unter einer Laterne dar.
Auf Langeoog verbrachte Lale Andersen seit 1945 einen großen Teil ihres Lebens. Zu ihrem Grab auf dem Dünenfriedhof der Insel pilgern nach wie vor nicht nur hochbetagte Kriegsteilnehmer. Geboren wurde die Tochter eines Schiffsstewards als Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg in Bremerhaven. Mit 19 Jahren heiratete sie den Worpsweder Maler Paul Ernst Wilke und bekam drei Kinder. Mit 25 Jahren verließ sie ihre Familie, um Karriere zu machen. Passend zu ihrer nordischen Erscheinung legte sie sich den Künstlernamen Lale Andersen zu.
Am meisten aber beeindruckte sie als Chansonsängerin. Die erste Schallplattenversion von »Lili Marleen« allerdings fand 1939 nur ein paar hundert Käufer. Der Durchbruch kam, als der deutsche Soldatensender Belgrad von August 1941 an die melancholische Ballade von Hans Leip (Text) und Norbert Schultze (Musik) täglich zum Sendeschluss ausstrahlte.
Bald wurde das - wie es der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck nannte - »schönste aller Liebeslieder« an allen Fronten gespielt und gesungen. Nach 1945 sang Lale Andersen auf Tourneen und bei Auftritten im Fernsehen fast nur noch maritime Schlager wie »Blaue Nacht am Hafen« und »Ein Schiff wird kommen«.
Zu ihrer posthumen Realität gehört seit mehr als 20 Jahren ein unscheinbares Denkmal in Bremerhaven. Neben einer Straßenlaterne ist eine Tafel platziert, deren Text an Lale und Lili erinnert. Wenn morgen auf der Insel Langeoog die Bronzestatue der Öffentlichkeit übergeben wird, ehrt Bremerhaven die Andersen weniger spektakulär: An einem Mietshaus in der Lutherstraße 3 wird eine Gedenktafel enthüllt.

Artikel vom 22.03.2005