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Polizei sucht
eine Leiche

Nach Ermittlungen der Soko Levke

Bremerhaven (dpa). Die Szenerie lässt Bilder aus dem vergangenen Jahr wieder lebendig werden: 200 Polizisten haben gestern ein Waldstück in Bremerhaven durchkämmt.

Mit Holz- und Metallstangen klopfen sie den Boden ab. Zentimeter für Zentimeter arbeiten sie sich voran. Neben dem Wagen der Einsatzleitung warten Polizeihunde. »Leichenspürhunde«, erläutert Polizeisprecher Torsten Oestmann. In der Luft dröhnt ein Hubschrauber. Ähnlich ging die Polizei vor wenigen Monaten vor, als im Frühjahr zunächst die acht Jahre alte Levke aus Cuxhaven und dann im Herbst der gleichaltrige Felix aus Neu Ebersdorf verschwunden waren.
Wochenlang haben die Ermittler geschwiegen, nachdem der 31 Jahre alte Marc Hoffmann Anfang Dezember zunächst den Mord an Levke und Anfang Januar auch die Tötung von Felix zugegeben hatte. Jetzt gibt die überraschende Suchaktion Spekulationen neue Nahrung, die Dimension des Verbrechens könnte noch viel größer sein. Seit den Geständnissen prüft die Polizei, ob der geständige Zweifachmörder noch weitere Kinder auf dem Gewissen hat. »Wir suchen eine Leiche«, sagt Polizeisprecher Oestmann betont knapp zum Auftakt der groß angelegten Suche und fügt hinzu: »Wenn wir finden, was wir suchen, wird das bundesweit für Aufsehen sorgen.«
Nicht nur diese Ankündigung lässt die Spekulationen am Montag weiter gedeihen. Auch die Schweigsamkeit der Ermittler trägt dazu bei. »Ermittlungstaktische Gründe« lauten die Worte des Tages. Aus eben diesen ermittlungstaktischen Gründen sagt der Polizeisprecher so gut wie nichts. Welche Art von Hinweisen verfolgen die Beamten? Suchen sie eine Kinder- oder eine Erwachsenenleiche? Warum sucht die Polizei gerade dieses exakt abgezirkelte, 13 Hektar große Areal inmitten eines großen Waldgebietes ab? Die Ermittler bleiben die Antwort schuldig. Bei Hoffmann sei nichts auszuschließen, heißt es lediglich.
Erstmals waren Spekulationen aufgekommen, als Hoffmann nach dem Geständnis im Fall Levke auch den Mord an Felix eingeräumt hatte. Bis dahin hatte die Soko Levke mögliche Zusammenhänge zwischen beiden Fällen stets als unwahrscheinlich bezeichnet. Verstärkt wurden die Gerüchte dann durch Indiskretionen aus den Reihen der Soko Levke, die Hoffmann mit dem Fall der 2001 in Bremen entführten und ermordeten zehn Jahre alten Adelina in Verbindung brachten.
Doch um eine neue Spur im bis heute nicht aufgeklärten Mordfall Adelina konnte es gestern nicht gehen. Die Leiche des Mädchens wurde seinerzeit gefunden. Dies gilt auch für den zweiten unaufgeklärten Kindesmord in der Region, den Fall des ebenfalls 2001 verschwundenen, neun Jahre alten Dennis.
Allerdings ermittelt die Polizei gegen Hoffmann inzwischen bundesweit. Anhand eines Bewegungsbildes über die vergangenen 13 Jahre prüft sie eine mögliche Verstrickung in unaufgeklärte Fälle. 120 Hinweise für dieses Bewegungsbild sind inzwischen bei der Polizei eingegangen.
Der in U-Haft sitzende Hoffmann schweigt seit den Geständnissen. Die neue Suchaktion ist das Ergebnis der bisherigen Polizeiermittlungen.

Artikel vom 22.03.2005