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Vorsorge ist wichtig.Foto: DAK

Vorsorge, die sich lohnt

Gute Chancen durch Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs

Von Patrick Brzoska
Bielefeld (WB). Gebärmutterhalskrebs gehört heute zu den Krebsarten mit der besten Prognose - eine rechtzeitige Behandlung vorausgesetzt. Oft vernachlässigen Frauen jedoch die nötigen Vorsorgeuntersuchungen zur Krebsfrüherkennung.

Gebärmutterhalskrebs, medizinisch auch Zervixkarzinom genannt, ist weltweit betrachtet noch immer die zweithäufigste tumorbedingte Todesursache bei Frauen. Laut der Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsbezogener Krebsregister in Deutschland, erkranken jährlich deutschlandweit 6580 Frauen neu. Im fortgeschrittenen Stadium überleben 65 Prozent der Patientinnen die nächsten fünf Jahre. Die sehr guten Möglichkeiten der Früherkennung werden dabei von vielen Frauen nicht voll ausgeschöpft. Das ist deshalb dramatisch, da der Tumor im Frühstadium in nahezu allen Fällen besiegt werden kann. Im europäischen Vergleich betrachtet, besitzt Deutschland eine der höchsten Neuerkrankungs- und Sterberaten, trotz routinemäßiger Vorsorgeuntersuchungen.
Als entscheidende und wissenschaftlich gesicherte Auslöse-Ursache gilt die Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV). Insgesamt gibt es mehr als 100 verschiedene Typen, die für unterschiedliche Erkrankungen verantwortlich sein können. Während manche zum Beispiel nur Warzen hervorrufen, können die so genannten Hochrisikotypen ein Karzinom des Gebärmutterhalses auslösen. Die Übertragung im Genitalbereich erfolgt dabei hauptsächlich über den Geschlechtsverkehr. HPV kann allerdings auch durch Hautkontakt übertragen werden, so dass Präservative oft nur geringen bis gar keinen Infektionsschutz bieten. Der Risikofaktor häufig wechselnder Sexualpartner wird dabei verstärkt durch eine Schwächung des Immunsystems (zum Beispiel durch Nikotin-Konsum und Vitaminmangel).
Die Daten der Krebsregister Deutschlands zeigen, dass die meisten Erkrankungen im 35. bis 54. Lebensjahr auftreten, wobei Krebsvorstufen viel früher zu erkennen sind. Aus diesem Grund kann seit 1971 jede Frau ab 20 kostenlos an jährlichen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. »Bedauerlicherweise nutzt nur jede zweite Frau diese Chance«, betont die Deutsche Krebshilfe. »Wird Gebärmutterhalskrebs im Vor- oder Frühstadium erkannt, beträgt die Heilungsquote nahezu hundert Prozent.« Frühe Stadien der Erkrankung verursachen allerdings keine Beschwerden, weshalb viele Frauen erst dann ihren Arzt aufsuchen, wenn der Tumor bereits fortgeschritten ist.
Bei der Vorsorgeuntersuchung wird neben einer lupenoptischen Betrachtung mit einem Wattestäbchen ein so genannter Pap-Abstrich am Muttermund durchgeführt und das Zellmaterial anschließend labortechnisch auf Veränderungen untersucht. »Das ist völlig schmerzlos«, versichert die Diplom-Biologin und Medizinjournalistin Maria Yiallouros und meint ferner, dass »keine andere Methode zur Krebsfrüherkennung so erfolgreich« ist. Wie aus amerikanischen Auswertungen hervorgeht, konnten durch den Pap-Test (benannt nach dem griechisch-amerikanischen Arzt Papanicolaou) seit den 1930er Jahren die Sterbefälle infolge des Tumors um 80 Prozent gesenkt werden.
Der American Cancer Society zufolge reiche es je nach verwendetem Test und der individuellen Krankengeschichte der Patientin aus, wenn die Zervixkarzinom-Vorsorgeuntersuchung auch alle zwei bis drei Jahre durchgeführt würde. Doch dieses sollte in jedem Fall nur der behandelnde Arzt entscheiden
Generell gilt: Jede Frau sollte sich einmal jährlich gynäkologisch untersuchen lassen. Neben Untersuchungen der Gebärmutter spielen Untersuchungen zum Beispiel von Schilddrüse, Unterleib und Brust in bestimmten Abständen eine nicht minder wichtige Rolle.

Weitere Informationen erhalten Interessierte von ihrem Arzt oder bei folgenden Kontaktpartnern:

Deutsche Krebshilfe e.V., Telefon 0228/7299095 (montags bis donnerstags 9 bis 16 Uhr, freitags 9 bis 15 Uhr)
deutsche@krebshilfe.de

KID Krebs-Informations-Dienst des Deutschen Krebsforschungszentrums, Telefon 06221/410121
www.krebsinformation.de

Artikel vom 02.09.2005