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Leben von der und für die Reiterei


Mühlen (dpa). Hans Günter Winkler, Fritz Thiedemann und Alwin Schockemöhle wurden Legenden. Doch keiner hat in den vergangenen 30 Jahren so viel Einfluss auf den europäischen Turniersport genommen wie Paul Schockemöhle, und keiner hat so viele Reiter in die erste Reihe geführt wie er.
Nebenbei ist der niedersächsische Bauernsohn aus eigener Kraft zum vielfachen Millionär aufgestiegen. Zur Größe und Zahl seiner Firmen meinte er vielsagend: »Naja, so an 40 bis 50 Unternehmen bin ich schon beteiligt.« Heute wird Paul Schockemöhle 60 Jahre alt.
Wer ihn heute, 31 Jahre nach seinem ersten von sechs deutschen Meistertiteln, nach seinem größten sportlichen Erfolg fragt, erhält eine verblüffende Antwort: »Das war unser olympisches Mannschaftsgold 1988 in Seoul.« In Südkorea ritt der dreimalige Europameister nicht mit, setzte aber durch, dass Ludger Beerbaum auf Dirk Hafemeisters Zweitpferd The Freak ritt, weil Beerbaums Landlord angeschlagen war. »Ludger schafft das. Außerdem ist es erlaubt. Die Regeln kenne ich wesentlich besser.«
Karsten Huck, der in Seoul die olympischen Bronzemedaille im Einzel gewann, erklärt Schockemöhles Erfolgsrezept: »Ich habe bei ihm gelernt, wie man sich richtig auf ein großes Championat vorbereitet. Paul erkennt Stärken und Schwächen jedes Pferdes besser und schneller als andere.« Davon haben Dutzende profitiert, darunter die Olympiasieger Ludger Beerbaum, Otto Becker, Lars Nieberg, Ulrich Kirchhoff und Franke Sloothaak (Borgholzhausen), aber auch US-Amerikaner und Eddie Macken (Irland), Hans Horn (Niederlande) oder Peter Eriksson (Schweden). Dadurch blieb der Mann, der mit seinem Pferd Deister ein berühmtes Paar bildete, auch nach dem Karriereende in der Szene: »Ich lebe nicht von der Reiterei, ich lebe für die Reiterei, weil sie mir Spaß macht, und ich ihr viel verdanke.«

Artikel vom 22.03.2005