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Olympiareife Wintersportler

NOK-Chef Steinbach ist optimistisch

Hamburg (dpa). Das Duell geht weiter. Norwegen oder Deutschland - wer ist die stärkste Wintersportnation?

In der ausklingenden Saison wurde die Frage zu Gunsten der Skandinavier beantwortet, die bei den Weltmeisterschaften in 80 der 84 olympischen Disziplinen mit 32:31 Medaillen, dabei 14:11 Titel, knapp die Nase vorn hatten. »Das wollen wir in Turin wieder umdrehen«, sagt Klaus Steinbach, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) und Chef de Mission bei Olympia im nächsten Februar in Italien.
»Unser Ziel ist ein Abschneiden wie in Nagano und Salt Lake City«, betont der Mediziner. 1998 in Japan war das deutsche Team mit 12 Gold-, 9 Silber- und 8 Bronzemedaillen die Nummer eins vor Norwegen (10/10/5), vier Jahre später in den USA hatte sich die Reihenfolge im Medaillenspiegel erst nach Doping-Disqualifikationen zum Vorteil Norwegens (13/5/7) und Nachteil Deutschlands (12/16/11) verändert.
Steinbach ist sich nach den Erkenntnissen dieser Saison sicher, dass »wir noch Potenzial nach oben haben«. Dies gelte vor allem im Biathlon der Männer, im Eisschnelllauf der Frauen und im Bobsport. »Unsere Erfolge sind breiter verteilt, Norwegen profitiert vor allem von Langlauf und Biathlon«, blickt der NOK-Präsident zuversichtlich dem »olympischen Zweikampf« entgegen.
Vor den letzten vier WM-Entscheidungen, die auch auf dem Olympia-Programm stehen, ist die sportliche Winterwelt ziemlich eindeutig klassifiziert. Hinter Norwegen und Deutschland rangeln Kanada mit 24 Medaillen, die USA (23), Russland (20) und Österreich (17) um Platz drei.
Steinbach hat im deutschen Wintersport »eine stabile Gesamtsituation, auch weil wir sehr verlässliche und toporganisierte Verbände haben«, ausgemacht. Ganz ohne Medaillen bei Welt-Titelkämpfen blieben die Deutschen bei Ski alpin, Snowboard, Freestyle, Shorttrack, Skeleton, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf der Männer und im Prinzip auch im Skispringen. Das bedeutet mit 42 die Hälfte der Turiner Medaillendisziplinen.
»Wir haben unsere Ziele, eine WM-Medaille und einen Disziplinen-Weltcup, verfehlt«, gab Alpin-Chef Walter Vogel unumwunden seine Enttäuschung zu. Die olympischen Hoffnungen ruhen nun darauf, dass die langzeitverletzte Maria Riesch in der Olympia-Saison wieder Anschluss und Felix Neureuther den Durchbruch in die Weltspitze findet.
Insgesamt zeigte sich Sportdirektor Thomas Pfüller vom Deutschen Ski-Verband (DSV) aber mit den Resultaten in seinem Bereich zufrieden: »Wir sind eine führende Wintersportnation geblieben.« Dazu haben vor allem die Biathleten mit 9 und die Nordischen Kombinierer mit Doppel-Weltmeister Ronny Ackermann an der Spitze mit 4 WM-Medaillen beigetragen. Ein gesunder Axel Teichmann, der sich als Trost am Samstag mit dem Gesamt-Weltcup dekorieren durfte, hätte sicher auch die WM-Bilanz der Langläufer (2 Medaillen) noch etwas aufgebessert.
Dominierend erwiesen sich die von Sylke Otto angeführten Rodler mit sieben von neun möglichen WM-Medaillen, stark die Eisschnellläuferinnen mit sechs Podiumsplätzen, auch wenn Anni Friesinger, Claudia Pechstein und Co. wie die Bob-Sportler »noch Luft nach oben« haben.

Artikel vom 22.03.2005