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Junge Fotokunst auf 80 Metern Wäscheleine

FFA-Symposium - Nachwuchs im Gespräch mit Profis

Bielefeld (sas). An der langen Leine haben sich junge Fotografen und Nachwuchsfotografen präsentieren können: Zum zweiten Mal gab es im Rahmen der Symposiums der Fördergemeinschaft Fotografische Ausbildung (FFA), das am Wochenende im Neuen Rathaus stattfand, eine 80 Meter lange »Wäscheleine«.

Sie bot den Fotokünstlern von morgen die Chance, ihre Arbeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren und vor allem mit Betrachtern und gestandenen Profis ins Gespräch zu kommen. Und wer Gerahmtes mitgebracht hatte, lehnte es einfach darunter an die Wand.
»Vor fünf Wochen haben wir den Aufruf zur 'Wäscheleine' veröffentlicht», erzählt Jürgen Volkmann, eines der Organisatoren des 22. FFA-Symposiums. Zwei Meter Platz wurden pro Nase zugestanden, da galt es, klug auszuwählen.
Marc Hinz, der sich an der Symmedia Akademie für Gestaltung gerade auf ein Fotografie-Studium vorbereitet, hat Stadt-Bilder gezeigt: Ruhige, formal aufgebaute Ausschnitte. Pia Brechmann, die bereits an der FH Bielefeld Fotodesign studiert, beteiligte sich mit einer Arbeit zur Ästhetik der Nahrungsaufnahme. Die Vorgabe nahm sie wörtlich und bekleidete ihre Models mit Strümpfen aus Kiwischeiben oder Erdbeeren, die ein Schlafshirt nachbilden. Indische Impressionen waren von Norbert Pelz aus Berlin, Licht und Schatten im tatsächlichen und übertragenen Sinne hat Lioba Reuck aus Münster fotografiert.
Den Arbeiten des Fotografen-Nachwuchses standen die der Profis gegenüber. Sie sind nun bis zum 22. April in der Kommunalen Galerie in der ersten Etage des Neuen Rathauses zu sehen. Dabei sind solch renommierte Fotografen wie Volker Hinz, der für den »Stern« fotografiert, Ernesto Martens, der Automobile von Mercedes ins rechte Licht setzt, der junge Bielefelder Tobias Hutzler mit ungewöhnlichen Porträts oder Evgen Bavcar aus Paris, der seit seinem zwölften Lebensjahr blind ist - und dennoch als Lichtbildner arbeitet. Hell und dunkel vermag er noch zu unterscheiden, entsprechend stark geprägt sind seine Fotografien von Licht und Schatten. Assistenten setzen seine Vorgaben um.
»Das wirklich Interessante und Andere an unserem Symposium und unserer Fördergemeinschaft ist, das wir die akademische und die handwerkliche Schiene unter einen Hut bekommen«, sagt Jürgen Volkmann. In Zeiten der Digitalfotografie, in der die Kameraprogramme viele Fehler ausmerzen und anschließend bei der Bildbearbeitung am Computer weiter geglättet und korrigiert werden kann, betont er, müsse sich richtige Fotografie über mehr definieren. »Man muss seine eigene Bildsprache entwickeln und Nischen suchen. Es muss die Idee, die Installation hinzukommen.« Die Realität durchs Objektiv zu quetschen, zitierte er einen Kollegen, reiche nicht aus, um auf einem engen Markt zu bestehen.

Artikel vom 21.03.2005