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Nur Fink verdient sich das Trikot

Arminias Amateur-Trainer Igor Lazic übt harte Kritik an seinem Team

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Arminias Amateure treiben immer weiter weg vom rettenden Regionalliga-Ufer. Jetzt beträgt der Abstand schon sieben Punkte. Gegen den VfL Osnabrück leistete sich der DSC vor der Saison-Rekordkulisse von 2392 Zuschauern eine katastrophale zweite Halbzeit. 1:3 - zur Pause lag Bielefeld sogar in Führung.
Bester Bielefelder: Michael Fink.
Fotos (2): Hörttrich

Na gut, die Ostwestfalen (17.) haben drei Partien weniger ausgetragen als der Wuppertaler SV (14.). Doch nach der Vorstellung Samstag gegen Osnabrück darf bezweifelt werden, ob Bielefeld in der Lage ist, den Sieben-Zähler-Rückstand aufzuholen.
Abstiegskampf ist die Parole, Arminia aber versuchte fast rein spielerisch zum Erfolg zu kommen. Ein verhängnisvoller Fehler. Osnabrück hatte in der SchücoArena im zweiten Abschnitt derart leichtes Spiel, dass es DSC-Trainer Igor Lazic die Sprache verschlug. »Mir fehlen die Worte«, gestand der Coach. Allerdings erst, nachdem Lazic zuvor ordentlich vom Leder gezogen hatte. »Unsere zweite Halbzeit war miserabel. Spieler, von denen ich dachte, sie seien Führungspersönlichkeiten, haben mich enttäuscht. Mir tut das leid für Michael Fink. Außer ihm hatte es keiner verdient, das Trikot von Arminia Bielefeld zu tragen.«
Dabei hatten die Hausherren durchaus verheißungsvoll begonnen. Schon ihre erste Chance münzten sie in ein Tor um. VfL-Spielmacher Alexander Nouri hatte 18 Meter vor dem eigenen Gehäuse Henning Grieneisen gefoult. Manuel Meyer schlenzte den fälligen Freistoß mit ganz viel Gefühl in den rechten Winkel. Ein Traum-Treffer in der 21. Minute. »Von dieser Position lass' ich mir keinen Ball nehmen«, sagte Meyer. Auf die Frage, warum Arminia aus dem Vorsprung keinen dauerhaften Nutzen zog, wusste auch Meyer keine Antwort. »Ich weiß nicht, woran das lag. Wir hätten wohl das zweite Tor nachlegen müssen.«
Die Chance dazu bestand. Doch nachdem Marco Küntzel schon Gästekeeper Tino Berbig ausgespielt hatte und den Ball ins Netz schieben wollte, preschte das Abwehrbein von Mathias Koch dazwischen. Das 2:0, es hätte wie schon vor einer Woche in Köln auch dieses Mal sehr wahrscheinlich drei Punkte zur Folge gehabt.
Was blieb, war nur ein Zähler in Köln und keiner gegen Osnabrück. Was auch daran lag, dass Markus Feldhoff, nachdem er vor der Halbzeit die einzige Torchance der Lila-Weißen vergeben hatte, aus seinen Möglichkeiten zwei und drei seine Saisontore fünf und sechs machte (53., 61.). Und zwar derart gekonnt, wie es sich für einen ehemaligen Bundesligaprofi (Leverkusen, Gladbach) gehört. Was DSC-Torwart Ronny Kockel zu der respektvollen Feststellung veranlasste: »Feldhoff hat den Unterschied gemacht.« 2000 mitgereiste Fans aus dem nahen Niedersachsen sahen das genau so, feierten nach der Partie ihren Matchwinner. Feldhoff selbst blieb bescheiden, sagte: »Wer die Tore schießt, ist egal. Dieser Sieg war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu unserem Ziel. Und ich bin überzeugt, dass wir dieses Ziel erreichen.« Gemeint ist die Rückkehr in die 2. Liga.
Obwohl es bis zur 80. Minute dauerte, ehe Michael Kügler mit seinem prächtigen Distanzschuss zum 1:3 die Partie entschied, musste Osnabrück in der Zwischenzeit nicht mehr um den Sieg zittern. Den Grund nannte Bernd Rauw: »Ich habe in der zweiten Halbzeit keine einzige Torchance mehr von uns gesehen.« Das ging nicht nur ihm so. Der Belgier war übrigens neben Fink und Küntzel erneut von den Profis fürs Regionalligateam abgestellt worden. Daraus scheint sich ein Dauerzustand zu entwickeln.
Denn auch am Mittwoch, wenn um 16.30 Uhr in Herford erneut um Regionalligapunkte gespielt wird, wird dieses Trio wieder zum Amateurkader gehören. Dann heißt Bielefelds Gegner im Nachholspiel Hertha BSC Berlin Amateure. Manuel Meyer: »Gegen Osnabrück kann man verlieren. Wir müssen unsere Punkte gegen Mannschaften holen, die auch unten stehen.« Fragt sich nur, ob das allein wirklich reicht?

Artikel vom 21.03.2005