22.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Leiden in der Welt eng
mit Passion verbunden

»Ökumenischer Kreuzweg« in Ummeln hat Tradition

Ummeln (mcs). »Opfer von Terror und Gewalt sind immer Opfer von anderen Menschen.« Diese wichtige Einsicht nahmen evangelische und katholische Christen aus Ummeln am Freitag von einem gemeinsam absolvierten Kreuzweg mit nach Hause.
Der Eine-Welt-Chor unter der Leitung von Judith Gröne steuerte besinnlich-melancholische Lieder zur ökumenischen Kreuzweg-Meditation bei.Fotos: Malte Samtenschnieder
»Der ökumenische Kreuzweg hat in Ummeln seit mehr als 20 Jahren Tradition«, sagt Pfarrer Martin Roloff. Als Grundlage für die diesjährige Neuauflage diente der Bilderzyklus »Moderner Kreuzweg« des niederländischen Künstlers und Theologen Ruud Bartlema. Außer ergänzenden Bibelversen und Gebeten waren aktuelle Nachrichtenmeldungen in den Meditationsablauf eingearbeitet. »Diese Texte sollen aufzeigen, dass das heutige Leid in der Welt eng mit der Passion Jesu verwoben ist«, so Roloff. Gleiches versuche Ruud Bartlema bei seinen Bildern. So habe er als Malfläche Zeitungsseiten benutzt.
Die musikalische Umrahmung der Veranstaltung übernahmen Judith Grönes Eine-Welt-Chor und ein feines Blockflötenensemble. Außer von allen Teilnehmern gemeinsam angestimmten Liedern waren zudem besinnliche Stücke für Klavier und Querflöte zu hören. Sie dienten als perfekte Grundlage dafür, Jesu Leidensweg gedanklich nachzugehen, mitzufühlen und die einzelnen Stationen auf seinem Weg zum Kreuz neu zu beleuchten.
Berichten von der Verurteilung Jesu durch Pilatus und seiner Folter durch spottende Soldaten standen dabei Schilderungen aktueller Ereignisse gegenüber - etwa Berichte über einen von seinen Mitschülern misshandelten Jugendlichen, ein Terrorattentat auf einen Schulbus in Israel oder den Folterskandal in irakischen US-Gefängnissen.
Die als Dias auf eine Leinwand projizierten Bilder von Bartlema - abstrakt, modern, mit intensivem Farbenspiel - unterstrichen das Gehörte. Sie eröffneten den Betrachtern neue Blickwinkel auf Leid in Gegenwart und Vergangenheit.
Wesentlicher Bestandteil des Kreuzwegs war darüber hinaus ein von der evangelischen bis zur katholischen Kirche von allen Teilnehmern gemeinsam zurückgelegter Schweigemarsch. Dabei trugen je ein evangelischer und ein katholischer Christ dem Zug ein Holzkreuz voran.
Den Marschierenden gab die Prozession Gelegenheit, das zuvor Gehörte nachsacken zu lassen. Handeln war hingegen bei einer von Pfarrer Günter Faust vorgestellten Schlussaktion gefragt. So waren alle Kreuzweggänger aufgerufen, aus einem Stapel Tageszeitungen Schlagzeilen herauszureißen und diese - stellvertretend für das Leid in der Welt - zum Kreuz zu tragen.

Artikel vom 22.03.2005