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Ein Ankläger
am Pranger

Chef des Bundes der Steuerzahler in Not

Berlin (ddp). Wenn Karl Heinz Däke (62) öffentlich auftritt, dann wird angeklagt. Verschwendung, Überversorgung, Bürokratie - bei den anderen. Jetzt steht der Präsident des Bundes der Steuerzahler (BdSt) selbst am Pranger der veröffentlichten Meinung.

Gnadenlos geißelt Däke Verschwendung und Intransparenz des Staates. Mit erhobenem Zeigefinger prangert Däke Überversorgung an, fordert Sparsamkeit und Zurückhaltung - vor allem bei den Einkommen von Politikern und Beamten. Nun gerät der Mahner unter Druck, weil er Mehrfachgehälter bezieht. Däke erhält nach ddp-Informationen als Präsident des Bundes der Steuerzahler 88 000 Euro im Jahr. Hinzu kommen Bezüge in Höhe von 95000 Euro als Vorstandschef des verbandseigenen Karl-Bräuer-Instituts und als Vorstand des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen.
Däke bestätigte die ddp-Angaben. Dem Kölner »Express« sagte er: »Als Präsident und Chef des verbandseigenen Karl-Bräuer-Instituts verdiene ich 11 000 Euro pro Monat. Das entspricht in etwa den Bezügen eines Bundestagsabgeordneten. Mit dem Unterschied, dass ich den Betrag voll versteuere und davon meine Fahrtkosten und meine Altersversorgung selbst bezahlen muss.« Der Verbandspräsident bestätigte auch, dass er als Vorstandsmitglied des nordrhein-westfälischen Landesverbands weitere 3900 Euro im Monat erhält. Alle Bezüge seien von den Gremien des Verbandes ordnungsgemäß genehmigt worden.
Däkes Einkünfte gehörten zu den am besten gehüteten Geheimnissen. Landeschefs, die mit den Beiträgen ihrer Verbände das Präsidium bezahlen, haben Schwierigkeiten, an Zahlen zu kommen. Beschlussvorlagen erhalten sie erst während der Sitzung. Nummeriert. »Mehr als einige Notizen«, so ein Insider, »konnte ich nie machen«. Dann würden die Papiere wieder einkassiert. Für den Präsidenten ein bequemes System. Der Kreis der Mitwisser bleibt klein. Unwidersprochen behauptet Däke deshalb gegenüber dem »Stern« (1998): »Ich verdiene soviel wie ein Bundestagsabgeordneter.«
Eine erstaunliche Aussage. Als neu gewählter Verbandschef hatte er ein Einkommen, von dem Abgeordnete nur träumen konnten. Politiker bezogen Mitte der 90er Jahre nach Auskunft der Bundestagsverwaltung Diäten in Höhe von 140000 D-Mark (71580 Euro) im Jahr. Däke erhielt nahezu doppelt soviel. Zu seinem Gehalt als Präsident wurde er auch als Vorstandschef des Karl-Bräuer-Instituts und als Vorstand des NRW-Landesverbandes bezahlt. Däke kassierte 275000 D-Mark (140605 Euro). Die Relationen haben sich bis heute kaum verändert. In einigen Landesverbänden des Steuerzahler-Bundes wird jetzt der Ruf nach Veränderungen lauter. Der Zeitpunkt ist günstig, im Mai steht der Präsident zur Wiederwahl.

Artikel vom 21.03.2005