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»Wege zur nächsten
Wache werden länger«

Polizeigewerkschaft lehnt Ordnungshüter-Reform ab

Von Jens Heinze (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Die von der rot-grünen Landesregierung im Falle einer Wiederwahl nach dem 22. Mai geplante Polizeireform wird von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) abgelehnt. »Die Nachteile, besonders für den Bürger, überwiegen«, so Landesvorsitzender Rainer Wendt (48) während der Hauptversammlung des DPolG-Kreisverbandes Bielefeld.

49 Polizeibehörden gibt es bislang zwischen Weser und Rhein. Daraus sollen, so der vor kurzem veröffentlichte Vorschlag einer Expertenkommission, 16 oder 14 Polizei-Großpräsidien gebildet werden (diese Zeitung berichtete mehrfach). Erhoffter Effekt: 2100 Ordnungshüter mehr sollen in NRW von den Schreibtischen auf die Straßen gebracht werden.
Für Ostwestfalen-Lippe gilt Bielefeld als erste Wahl in Sachen Großpräsidium. Werden 16 davon gebildet, ist allerdings eine zweite Behörde in Paderborn geplant. Gibt es 14, wäre Bielefeld alleinige Ordnungshüter-Zentrale für 2,1 Millionen Einwohner in OWL.
»Diese Einheit ist für Ostwestfalen-Lippe eindeutig zu groß«, so DPolG-Landesvorsitzender Rainer Wendt. Der 48-Jährige, selbst als Polizeihauptkommissar in Duisburg im aktiven Dienst tätig, befürchtet, dass die Wege der Bürger bis zur nächsten Wache deutlich länger werden. Würden dann noch Fachkommissariate in den ländlichen Nachbarkreisen aufgelöst und hier zentralisiert, »wüssten die Leute überhaupt nicht mehr, wer bei der neuen Polizei für was zuständig ist.«
Auch die Bielefelder Fahnder und Ermittler selbst wären im Falle einer Zentralisierung betroffen. In Niedersachsen, wo es bereits Großpräsidien gibt, beklagen Ordnungshüter, dass sie für einfache Zeugenvernehmungen halbtägige Dienstfahrten »über Land« auf sich nehmen müssten.
»Bei der Polizei gibt es dringendere Probleme als die Neuorganisation«, sagt deshalb DPolG-Landesvorsitzender Wendt. Im Blick hat er dabei die auch bei Bielefelds Ordnungshütern üblichen zahllosen Arbeitsgruppen zu Qualitäts-, Zielvereinbarungs- oder Produkmanagement. Wendt: Würde die Polizei aufhören, sich ständig mit sich selbst zu beschäftigen, könnte man landesweit sofort 1000 Beamte für mehr Sicherheit und Ordnung auf die Straßen bringen.

Artikel vom 21.03.2005