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Im Krieg gegen Aids

Benefizkonzert unter der Schirmherrschaft Mandelas

Johannesburg (dpa). Mit einem flammenden Appell hat die frühere Eurythmics-Sängerin Annie Lennox dem Aids-Benefizkonzert »46664 Südafrika« am Samstagabend ihren Stempel aufgedrückt. »Wir befinden uns in einem Krieg, doch diese Nation schläft«, kritisierte sie mit Hinweis auf die immer heftiger um sich greifende Aids- Epidemie im Kap-Staat.

Bis zu zwölf Millionen Südafrikaner würden wahrscheinlich den Aids-Virus in sich tragen, ohne es überhaupt zu wissen. Aids sei ein vermeidbarer Völkermord, werde aber von den Verantwortlichen ignoriert, sagte sie auf dem vom früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela initiierten Konzert, das in ganz Afrika übertragen wurde und viele Gäste auch aus Europa, Indien und Lateinamerika angezogen hatte.
Die britische Hitparaden-Stürmerin Katie Melua gestand später: »Annie Lennox' Rede war so eindrucksvoll, dass ich Tränen in den Augen hatte.« Melua hatte zuvor mal mit Blues, mal melancholisch die 24 000 Zuhörer auf dem »Fancourt«-Golfanwesen von Hasso Plattner, Mitbegründer des Software-Multis SAP, begeistert. »Das gibt meiner Arbeit eine Bedeutung«, sagte die in Georgien geborene 20-Jährige.
Der Höhepunkt des Aids-Benefizkonzertes, das umgerechnet etwa 1,3 Millionen Euro einspielte, war der mit Spannung erwartete Auftritt der Kultgruppe Queen und ihres neuen Sängers Paul Rodgers. Ausdrucksstark, stimmgewaltig und mit Charme kam Rodgers als Nachfolger des 1991 an Aids gestorbenen legendären Queen-Mitbegründers Freddy Mercury spürbar an. Nelson Mandela widmete die Band ihren Song »It's not true« (Es stimmt nicht) - ein nachdenkliches Lied über die Aids-Problematik, die das Leitmotiv der Veranstaltung war.
Zahlreiche Künstler wie Brad Pitt und Peter Gabriel riefen in Video-Botschaften zu größerer Eigenverantwortung beim Kampf gegen Aids, aber auch besserer Zugänglichkeit der lebensverlängernden Medikamente in der Dritten Welt auf. Diesen Appell unterstützten auch Musiker wie India Arie oder Publikumsliebling Will Smith. Der Hollywood-Star moderierte das Programm und rappte in einem schwarzen T-Shirt mit Nelson Mandelas einstiger Häftlingsnummer 46664 seinen jüngsten Song »Switch«, bevor er dem Publikum zurief: »Ich bin heute Nacht hier, um einen alten Mann zu unterstützen.«
Der »alte Mann« - Südafrikas erster schwarzer Präsident Nelson Mandela - kam nach dem beeindruckenden Zeugnis einer aidskranken Afrikanerin am Arm seiner Frau Graca auf die Bühne. Gebrechlich, aber dennoch ungebeugt, forderte der 86-Jährige, der selbst jüngst einen Sohn an Aids verloren hatte, dazu auf, Frauen als den von der Aids-Epidemie am meisten betroffenen Opfern zu helfen. »Diese Epidemie trägt das Antlitz der Frau. Heute abend rufe ich dazu auf: Gebt Afrikas Frauen eine Stimme!«

Artikel vom 21.03.2005