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Vom Alltag einer
kleinen Dorfschule

Feinfühlig erzählter Dokumentarfilm

Arte, 20.40 Uhr: Ein Wintermorgen in der Auvergne. Auf den Feldern treiben die Bauern das Vieh zusammen, ein Schneesturm zieht auf.

Ein kleiner Schulbus sammelt an entlegenen Höfen eine Hand voll Schüler auf. So beginnt Nicolas Philiberts außergewöhnlich sensibler und anrührender Dokumentarfilm »Sein und Haben«, der in Frankreich überaus erfolgreich war und mit dem europäischen Dokumentarfilmpreis Prix Arte ausgezeichnet wurde.
Mehr als ein halbes Jahr lang hat der Regisseur den Alltag in einer kleinen Dorfschule beobachtet, in der Schüler vom Kindergartenalter bis zum Ende der 5. Klasse von nur einem Lehrer unterrichtet werden. Eine unspektakuläre Studie ist so entstanden, ein stiller Film, der ganz ohne nostalgische Anwandlungen oder didaktische Fingerzeige auskommt.
Seit 20 Jahren unterrichtet Georges Lopez seine Schützlinge. Ein groß gewachsener, etwas altmodisch wirkender Pädagoge, Mitte 50, leicht ergraut. Selten wird er laut, obwohl er bisweilen insistiert und immer wieder nachfragt. Er weiß seine Schützlinge zu fordern und zu fördern, so unterschiedlich sie von Alter und Charakter sind. Mit der Zeit entwickeln die schlichten Momentaufnahmen aus dem Schulalltag einen fast magischen Sog, dem sich die Zuschauer kaum entziehen können. Philibert zeigt keine heile Welt - der zähe Schulalltag und das harte Leben auf dem Land werden ganz unsentimental dokumentiert - und doch auch mit großer Liebe.

Artikel vom 21.03.2005