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Etwas leiser gewettet

Todesfall: Borchener Kandidat wollte absagen

Berlin (WB/ist). Fernsehzuschauer mögen sich gefragt haben, warum Dr. Michael Heilos (45), Wettkandidat aus Borchen, so ernst an seine Weinprobe heranging.

»Wir verneigen uns vor Ihrer Leistung«, wurde der Zahnarzt aus dem Kreis Paderborn dann gar noch von Show-Master Thomas Gottschalk (54) verabschiedet - obwohl der ja nicht gewonnen, nur zwei von mindestens drei »Brunello«-Weinen richtig bestimmt hatte. Gottschalk wusste, was den Zuschauern nicht bekannt sein konnte: In der Nacht vor der Sendung war Heilos' Schwiegervater gestorben. Der Wettkandidat selbst wollte absagen, wurde aber vom »Wetten, dass...?«-Team und auch von seiner Frau und der Schwiegermutter zum Mitmachen überredet. Klar, dass er dennoch nicht ganz bei der Sache sein konnte...
13 Millionen schauten am Samstagabend erneut zu - fast ein bisschen wenig für den ZDF-Dauerbrenner, der auch schon 20 Millionen schaffte - aber auch so traumhaft gute 41 Prozent Quote zog. Höhepunkt bei den Wetten war eindeutig der Hamburger Arzt Dr. Thilo Tübler: Blitzschnelle 100 Mal binnen zwei Minuten »spuckte« er einen Tischtennisball gegen eine Wand und fing ihn mit dem Mund wieder auf. Verdient wurde er mit dieser witzigen Übung Wettkönig.
Eher leise und zurückhaltend zeigten sich die prominenten Gäste und Wettpaten bei dieser 155. Sendung - außer Model Heidi Klum, schwangere Lebensgefährtin von Sänger Seal (... »nein, wir sind noch nicht verheiratet« ...), die gewohnt keck auftrat. Nachdenklich dagegen Franziska van Almsick. Nach 26 Jahren Hochleistungssport habe sie ihren neuen Rhythmus noch nicht gefunden, gestand sie ein: »Mein Leben ist derzeit ziemlich chaotisch.« Die Schauspieler Klaus J. Behrendt und Robert Atzorn warben für den am Mittwoch anlaufenden ZDF-Zwölfteiler »Kanzleramt« (... »das Gezocke hinter den Kulissen ist wirklich spannend« ...). Musikalisch enttäuschend war der von Gottschalk als erfolgreiches Comeback gefeierte Auftritt von US-Popstar Mariah Carey, wohingegen Oscar-Preisträgerin Cate Blanchetts natürliche Art überzeugte. Mit Augenverdrehen quittierte sie Gottschalks fieses »Kompliment«, in ihren Mund passe sicher ein Tennisball. - Die attraktive Australierin war Wettpatin vom »Ballspucker«.
Bei der Stadtwette hatte Gottschalk erneut das Nachsehen: Die Berliner waren aufgerufen, private Video-Cassetten aller vorausgegangenen neun »Wetten, dass...?-Sendungen seit 1983 zu liefern. »Fernsehgarten«-Moderatorin Andrea Kiewel als Außen-Reporterin schaffte es, die Hauptstädter dafür auf die Beine zu bringen. »Tatsächlich scheinen sich manche Leute jeden Mist aufzubewahren«, kommentierte Gottschalk seine Niederlage. Nun muss er in Berlin im Chor der »Zauberflöte« singen.

Artikel vom 21.03.2005