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Vom Herzeleid unter Edelleuten

Bielefelderin Paula Kalenberg im ZDF-Zweiteiler »Durch Liebe erlöst«

Von Ingo Steinsdörfer
ZDF, Sonntag, 20.15 Uhr: Großer Auftritt für eine junge Dame aus Bielefeld: Die 18-jährige Paula Kalenberg ist im ZDF-Zweiteiler »Durch Liebe erlöst« (zweiter Teil Montag, 20.15 Uhr) nach Hedwig Courths-Mahler in einer bedeutenden Rolle zu sehen.

»Das wird eine große Sache«, war die Schülerin der Bielefelder Rudolf-Steiner-Schule bereits während der Dreharbeiten im vergangenen Frühjahr ganz begeistert über den Aufwand in Sachen Kostüme und Ausstattung. Sogar das Reiten musste sie für ihren Part »filmreif« erlernen.
An den Drehorten in der Nähe von Prag traf die Jung-Schauspielerin auf prominente Kollegen: In den Hauptrollen sind Burgschauspielerin Pauline Knof als die junge Haushälterin Eva Hermsdorf, Tim Bergmann als Graf und Schlossbesitzer Rudolph von Plessen und Natalia Wörner als seine ehemalige Geliebte Liliane Clermont zu sehen. Paula Kalenberg selbst spielt die Schwester der männlichen Hauptperson, die quirlige Hella von Plessen.
Riesiges Lob erhielten Pauline Knof und Paula Kalenberg nach Drehschluss von Regisseur Jörg Grünler: »Pauline ist unglaublich zielstrebig in ihrem Spiel, und Paula weiß noch gar nicht, wie gut sie ist!« Das dürfen sich die beiden getrost hinter den Spiegel stecken. Grünler versteht schließlich etwas vom Fach, beschäftigt sich ansonsten unter anderem mit der Inszenierung des vielgelobten »Bullen von Tölz«.
Somit eher an der heutigen Realität orientiert, gibt der Mann auch unumwunden zu, dass er zunächst »einige Hemmschwellen« überwinden musste, um sich des der Trivialität verdächtigen Stoffes »Durch Liebe erlöst« anzunehmen. Allerdings habe er bald gemerkt, dass die junge Generation reges Interesse an der Zeit um 1900 zeige. Und so habe er den Courths-Mahler-Roman von einigen »faulen Zwiebelschalen befreit, die damals die Tränendrüsen am Laufen hielten und den Verstand ausschalteten«, so der 59-Jährige. Stattdessen richtete er den Blick auf die gesellschaftlichen Zwänge jener Zeit, die Liebe unter Leuten unterschiedlicher Stände nicht vorsah.
Und natürlich nur um diese Dramatik geht es auch bei diesem Courths-Mahler: Um die Jahrhundertwende tritt Eva Hermsdorf eine Stelle als Erzieherin auf Schloss Plessentin in Thüringen an. Graf Rudolph von Plessen ist Erbe des Anwesens und Vormund seiner Schwester Hella, derer sich Eva annehmen soll. Der Graf und Eva entdecken bald ihre Zuneigung zueinander, doch ein Geheimnis macht die Liebe unmöglich: Rudolph soll einst den Freund seiner damaligen Geliebten Liliane erschossen haben. Schlimm, schlimm! Durch die Kraft ihrer Liebe gelingt es Eva, den geheimnisvollen Grafen von dem Fluch seiner Vergangenheit zu befreien. Doch dabei bringt sie nicht nur sich selbst in Lebensgefahr...
Für das Zweite soll dieser erste Courths-Mahler nicht der letzte sein. Kommt der Zweiteiler an, sollen sich weitere opulente Verfilmungen des Stoffes der Schriftstellerin bedienen. Gemeinsam mit den Film-Erzählungen nach Rosamunde Pilcher und Inga Lindström wollen die Mainzelmänner mit dem gefühlsstarken Stoff ein Gegengewicht zu den ARD-»Tatorten« am Sonntagabend aufbauen. Dass nicht jedermann das Wochenende mit Krimi besiegeln will, belegen die guten ZDF-Einschaltquoten an dem Sendeplatz bereits jetzt. Die Welt ist schließlich schon kompliziert genug.

Artikel vom 19.03.2005