19.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fredi ist frech geworden

Altstar im Abseits: Berlin ohne Bobic gegen Bielefeld

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Berlin (WB). Wer sich Hertha BSC über die Statistik nähert, stößt in mehreren Punkten auf beeindruckendes Material. Die Berliner kassierten die wenigsten Heimschlappen (eine), Gesamt-Niederlagen (vier) und Gegentore (24). Außerdem nutzten sie 29,4 Prozent ihrer Torchancen - das bedeutet Platz drei in der Liga-Wertung.

Aber Arminia Bielefeld muss sich trotzdem vor dem Auswärtsspiel an diesem Samstag im Olympiastadion nicht verrückt machen lassen. Schließlich gehören die Ostwestfalen in dieser Saison zu dem Quartett der Hertha-Bezwinger. Außerdem ist der Gastgeber, obwohl er Zuhause nur gegen Borussia Dortmund verlor, wohl doch nicht so die große Bedrohung: Gleich sieben Mal nahmen die Gäste einen Punkt mit, und nur vier von den bisher zwölf Partien gewannen die Hausherren.
Dennoch herrscht wieder einmal Aufbruchstimmung in der Hauptstadt. Der Abstiegskampf der vergangenen Saison ist abgehakt, das aus dieser Zitterpartie resultierende Saisonziel landete im Reißwolf: »Jetzt macht es keinen Sinn mehr, von Rang neun zu sprechen«, sagte Manager Dieter Hoeneß und gab die Zurückhaltung auf: »Wenn wir gegen Arminia gewinnen, wollen wir unter die ersten Fünf.« Das Erreichen eines internationalen Wettbewerbs wird damit nun auch offiziell als neue Maßgabe verkündet, nachdem diese gehobene Zielstellung intern schon im vergangenen Herbst ausgegeben wurde.
Die Spieler wollen dafür alles tun, aber nicht alle werden auch gebraucht. So darf Senioren-Stürmer Fredi Bobic auch gegen Bielefeld nicht auf einen Platz in der Startelf hoffen. Seinen Auftritt hatte der ehemalige Nationalspieler schon in dieser Woche, als er nach einer von Konditionscoach Carsten Schünemann ausgeheckten Mountainbike-Tour sein verdrecktes Zweirad wegwarf und meckerte: »Das soll der Trottel putzen.« Vereinbart war, dass die Profis selbst den Lappen nehmen.
Nach seiner unsauberen Äußerung bekam Bobic, dem die anstrengende »Schlammschlacht« auf zwei Rädern überhaupt nicht zugesagt hatte, auch noch eine Geldstrafe aufgebrummt. »Auf die sportliche Situation von Fredi Bobic hat das aber keinen Einfluss«, sagte Trainer Falko Götz. Das war doch nicht etwas ironisch gemeint, oder? Denn der 33-Jährige hat in der Rückrunde ohnehin nur 27 Minuten für die Berliner auf dem Fußballfeld gestanden.
Darum erwies sich der offenbar entbehrliche Angreifer auf seiner Homepage als frecher Fredi: »Die Gelegenheit, zu prüfen, ob der Trainerjob später einmal etwas für mich wäre, gibt mir die sportliche Leitung zur Zeit im Übermaß«, stand da zu lesen. Vom Abstellgleis kommt der Altmeister auf diese Weise auch kaum weg.

Artikel vom 19.03.2005