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Die wundervolle »Knef«

Verler Christian Schröder legt umfassende Biografie vor

Autor Christian Schröder aus Verl.
Foto: Doris Claas/Der Tagesspiegel

Von Manfred Köhler
Verl/Berlin (WB). Von Kindesbeinen an hatte Christian Schröder (39) im Elternhaus die Musik Hildegard Knefs im Ohr. Später lernte der Verler die Sängerin (»Für mich soll's rote Rosen regnen«) und Schauspielerin, die mit Filmen wie »Die Sünderin« (1952) Filmgeschichte geschrieben hat, als Journalist kennen. Er schrieb Artikel über die Knef und hat jetzt mit einem Buch über sie Lücken im Bewusstsein der Öffentlichkeit geschlossen. Der in Berlin lebende Politikwissenschaftler, Kunsthistoriker und Ethnologe hat die erste umfassende Biografie der Knef geschrieben. Ihr Titel im Aufbau-Verlag: »Mir sollten sämtliche Wunder begegnen.«
Zwei Jahre lang hat Christian Schröder Archive durchforstet, berühmte Zeitzeugen wie Mario Adorf, Dietmar Schönherr, den Jazztrompeter Till Brönner oder den zweiten Ehemann David Cameron befragt. So manche Stunde verbrachte er im Filmmuseum, so manche Nacht vor dem Plattenspieler und an der Schreibmaschine. Was er zusammengetragen hat, sprengt den Rahmen der Autobiografie »Der geschenkte Gaul« (1970), lehnt sich aber auch an die Erinnerungen der Knef stark an.
Schröder hat Fakten, Zitate und Bilder zu einem 447 Seiten starken Werk zusammengefügt, das auch einen kulturgeschichtlichen Blick wagt und das Bild des Stars in den Medien und in der Öffentlichkeit beleuchtet.
Seine eigenen Schlüsselerlebnisse mit dem Star hatte der Verler 1986, als er sie beim Abschiedskonzert in Düsseldorf erlebte, und 1999 bei seinem letzten Interview mit ihr in ihrer Berliner Wohnung. »Sie hat mich sehr beeindruckt«, gesteht er. Doch wenn er auch mit Leidenschaft an dem Portrait der Knef gearbeitet hat, so hat er ihm doch einen sachlichen Hintergrund gegeben.
Schröder hat vieles aus dem Selbstbild der Knef mit Fakten zurecht gerückt, detailliert die Stationen ihres Lebens nachgezeichnet und Informationen über sie mit Hintergrundwissen über die Film- und Musikindustrie in Deutschland und Amerika unterlegt. Eine gelungene Mischung aus Sachbuch und Hommage. Der Schluss des Buches steht eigentlich am Anfang. Es ist das Vorwort von Roger Willemsen. Es endet mit den Worten: »Wir sind glücklich, dass du lebtest.«

Artikel vom 18.03.2005