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Im Hörsaal
ist der Trainer
der Star

Uwe Rapolder in Köln

Köln (WB/dis). Über Fußball ist schon alles gesagt? Mitnichten. 600 Besucher kamen gestern Abend in den Hörsaal 1 der Sporthochschule Köln, in dem Arminia Bielefelds Trainer Uwe Rapolder zum Thema »Das Spiel lesen - Wie moderner Fußball funktioniert« referierte. Die Veranstaltung ist in das Literaturfestival lit.COLOGNE gebettet.
Gut gelaunt auf der lit.COLOGNE: Arminia-Trainer Uwe Rapolder.

Moderator Christoph Biermann, freier Journalist und Autor, hatte Rapolder sowie dessen Trainerkollegen Joachim Löw (DFB) und Fußballprofessor Ralf Rangnick (Schalke 04) zu einer Gesprächsrunde eingeladen. Zum Auditorium zählten Andreas Rettig, Manager des 1. FC Köln, und Entertainer Ingolf Lück, seines Zeichens glühender Arminia-Anhänger.
Biermanns Ziel, die Trainer ihre Fußball-Philosophie darstellen zu lassen, ging auf. Rapolder gab an, dass es seines Erachtens keine Angreifer und Verteidiger mehr gebe. Jeder müsse im modernen Fußball beides spielen können. Ebenso wenig könne man heutzutage noch von Häuptlingen und Indianern reden. »Weg vom hierarchischen System«, forderte Rapolder. Stattdessen nicht bloß Pärchen-, nein Dreiecksbildung auf dem Platz zur Stärkung des Wir-Gefühls. »Aus diesem System entwickelt sich dann ganz natürlich ein Star«, räumte Rapolder ein und nannte - kein Wunder -Ê den Namen Delron Buckley.
Moderator Biermann hatte in Erfahrung gebracht, dass von Uwe Rapolder mal ein Artikel im Feuilleton der Frankfurter Rundschau publiziert wurde. Auf Bitten des Rundschau-Kulturchefs sollte Rapolder darin Strategie und Taktik des damaligen AC Mailand-Trainers Arrigo Sacchi beschreiben. Biermann hatte diesen Text von einem Schüler des Kölner Schauspielhauses vortragen und so zum roten Faden der gestrigen Veranstaltung werden lassen. Taktiktafel , Videoanalyse, Diskussionsrunde - ein gut gelaunter Uwe Rapolder äußerte zum Schluss, dass er genau wisse, dass hinter seinen Systemfußball inzwischen auch seine Kollegen gekommen seien. »Die anderen Trainer sind ja nicht blind«, sagte er. »Aber man kann das System immer noch etwas modifizieren.«

Artikel vom 18.03.2005