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»Wollen die Nummer 1 werden«

DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp zieht positive Zehn-Jahres-Bilanz

Stuttgart (dpa). DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp hat eine positive Bilanz seiner zehnjährigen Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender von Daimler-Benz und DaimlerChrysler gezogen. Dabei bekräftigte er das Ziel des Autokonzerns, »die Nummer eins in der Autowelt zu werden.«
»Die Autos, die heute aus der Fabrik kommen, haben die beste Qualität, die es bei Mercedes je gab.« DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp sieht den Konzern auf einem guten Weg.
Dafür gebe es für jedes Geschäftsfeld sehr differenzierte, am Branchenbesten orientierte Ziele. »Wenn man sich das Unternehmen in seine Elementen ansieht, sind wir in vielen Teilen schon Nummer eins, in einigen muss man noch arbeiten«, sagte Schrempp. Er hatte im Mai 1995 den Vorstandsvorsitz der damaligen Daimler-Benz AG übernommen und 1998 den Stuttgarter Konzern mit dem US-Autobauer Chrysler verschmolzen.
Die Frage seiner Nachfolge ließ Schrempp offen. »Ich habe einen Vertrag, der bis 2008 läuft«, sagte er. Ein Jahr zuvor werde sich der Aufsichtsrat zusammensetzen und sich die Frage stellen, wie es weiter gehe. Im übrigen begrüße er es, dass das Unternehmen hervorragende Kandidaten habe, »die mir nachfolgen können«.
Als Anwärter auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden der DaimlerChrysler AG gelten Mercedes-Chef Eckhard Cordes und Chrysler-Chef Dieter Zetsche, deren Vorstandsverträge bis Ende 2008 laufen. Im Frühjahr 2008 ist Schrempp 63 Jahre alt. Branchenbeobachter schließen aber auch nicht aus, dass Schrempp im Jahr 2007 Hilmar Kopper als Aufsichtsratschef des Autobauers ersetzt.
Schrempp betonte, dass drei von vier Konzernsäulen jetzt hervorragende Ergebnisse lieferten (Chrysler, Nutzfahrzeuge, Services). Mercedes habe 2004 eine Schwäche gezeigt, aber er habe keine Zweifel, dass das Effizienzprogramm CORE erfolgreich umgesetzt werde. DaimlerChrysler habe sein Ergebnis insgesamt quantitativ und qualitativ deutlich verbessert. »Im Aktienkurs ist das Potenzial des Unternehmens mit Sicherheit noch nicht enthalten«, gestand er aber ein.
Nach Konzernberechnungen haben Daimler-Benz und DaimlerChrysler in der Amtszeit von Schrempp einen Umsatz von 1,2 Billionen Euro und einen Operating Profit von 46 Milliarden Euro erzielt. An die Aktionäre seien seit 1995 mehr als 13 Milliarden Euro ausgeschüttet worden. Eine der großen Erfolgsstorys des Hauses sei auch die Bildung des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS gewesen, an dem DaimlerChrysler 33 Prozent hält.
Die Schwierigkeiten der Fusion mit Chrysler habe er anfangs unterschätzt, gab Schrempp zu. »Das Zusammenführen von Chrysler mit Daimler-Benz war keine leichten Aufgabe. Wir haben alle Lehrgeld bezahlt.« Heute sei DaimlerChrysler ein vollständig integriertes Unternehmen.
Zum Sanierungskonzept der hoch defizitären Kleinwagenmarke smart, die im vergangenen Jahr einen Verlust von bis zu 500 Millionen Euro gemacht haben soll, wollte sich Schrempp nicht äußern. »Das ist der einzige Fall, wo ich Ihnen im Moment noch keine abschließende Antwort geben kann. Die Sympathie, die DaimlerChrysler durch smart bekommt, ist fantastisch.« 2004 lag der Absatz bei knapp 140000 Fahrzeugen - smart braucht nach Expertenschätzung jedoch einen Absatz von über 200000 Autos, um profitabel zu sein.

Artikel vom 19.03.2005