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Heidfeld hakt Unfall ab

Weltmeister Michael Schumacher in Sepang unter Druck

Sepang (dpa). Nach dem Crash mit Rekord-Weltmeister Michael Schumacher in Melbourne hat Nick Heidfeld im Glutofen von Sepang den ersten Schritt zur Versöhnung der beiden deutschen Formel-1-Rennfahrer getan.

»Für mich ist der Unfall abgehakt. Es bringt einen für das nächste Rennen nicht weiter, wenn man andauernd über alte Sachen nachdenkt und Öl ins Feuer gießt. Meine Konzentration liegt bei dem, was kommt. Außerdem habe ich meine Position schon klar gemacht. Und es bringt nichts, das immer wieder zu wiederholen«, sagte der Williams-BMW-Pilot. Der Aussprache mit dem Ferrari-Star sieht »Quick Nick« gelassen entgegen: »Wir werden einfach über die Situation sprechen. Wie er es sieht, wie ich es sehe - und fertig.«
Vor dem Großen Preis von Malaysia am Sonntag (8 Uhr/RTL und Premiere) versucht der siebenmalige Weltmeister Michael Schumacher, seine Nullnummer von Australien herunterzuspielen. »Die Karten werden neu gemischt, ich denke doch, dass wir ein ganz gutes Blatt haben werden«, sagte der 36-Jährige. Doch längst haben ihm die Rivalen den Kampf angesagt. Nach der als Rennunfall eingestuften Karambolage will Heidfeld künftig genauso kompromisslos zu Werke gehen: »Wenn eine Lücke da ist, dann werde ich wieder reinstechen.«
»Die anderen Fahrer haben genau registriert, wie aggressiv Schumacher beim Saisonstart zu Werke gegangen ist. Montoya, Alonso, Button und auch Heidfeld selbst werden jetzt die gleichen Mittel anwenden. Die Burschen haben null Respekt mehr, die lassen sich nichts mehr gefallen. Da ist jetzt eine neue Aggressivität entstanden. Jeder will derjenige sein, der das Denkmal stürzt«, sagte der frühere Rennfahrer Hans-Joachim Stuck.
Nach dem Auftaktsieg durch Giancarlo Fisichella (Italien) und Platz drei durch Fernando Alonso (Spanien) vor Rubens Barrichello (Brasilien) im zweiten Ferrari hofft vor allem Renault auf einen weiteren Erfolg. »Fisichella ist klasse, und wenn ich Alonso fahren sehe, erinnert er mich an Michael«, sagte Teamchef Flavio Briatore. Er muss es wissen, denn schließlich formte er Schumacher bei Benetton einst zum Weltmeister.
Für Mensch und Material werden die 56 Runden über die Gesamtdistanz von 310,408 Kilometer zum Härtetest. Die Temperaturen liegen um die 40 Grad Celsius, der Asphalt heizt sich auf 70 Grad auf, und die Luftfeuchtigkeit ist mit fast 90 Prozent extrem. Nachdem der Motor in diesem Jahr zwei Rennen lang halten muss, stehen beim zweiten Grand Prix der Saison vor allem die Antriebsaggregate im Blickpunkt. So gesehen könnte der Crash und das damit verbundene Ausscheiden für Heidfeld und Schumacher noch ein Gutes haben. »Mit meinem frischen Motor bin ich auf der sicheren Seite. Das könnte in der Hitze ein Vorteil sein«, sagte der Williams-BMW-Pilot.
Während die neuen Motoren für die beiden deutschen Piloten völlig regelgerecht eingebaut wurden, nutzte BAR-Honda ein Schlupfloch im Regelwerk. Der weit abgeschlagene Rennstall fuhr nicht durch das Ziel, sondern direkt in die Box, um das Aggregat noch wechseln zu dürfen. Nun ist der Weltverband FIA gefordert.
Optimistisch geht Ralf Schumacher in sein zweites Rennen im Toyota. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir Punkte holen. Es wird ein sehr interessantes Rennen, denn die meisten Autos werden mit dem selben Motor an den Start gehen. Ich denke, wir haben ein gutes Paket«, sagte Ralf Schumacher. Auch McLaren-Mercedes mit Juan Pablo Montoya (Kolumbien) und Kimi Räikkönen (Finnland) fühlen sich gut gerüstet für die Hitzeschlacht in Sepang.

Artikel vom 18.03.2005