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Polizei fasst Autoschieber-Bande

Auch Dienst-Mercedes der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth gestohlen

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld/Frankfurt (WB). Die Polizei in Bielefeld, Frankfurt und Offenbach ermittelt gegen eine international tätige Autoschieberbande aus Polen.

Die Autoknacker haben nach Angaben der Polizei am 7. November 2004 auch den gepanzerten und speziell gegen Diebstahl gesicherten Dienstwagen der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) gestohlen. Der Mercedes S 600, monatliche Leasingrate 4000 Euro, konnte von der Polizei wenige Tage später mit Hilfe des Navigationssystems in einem Parkhaus in Frankfurt wieder aufgespürt werden. Er stand mit anderen gestohlenen Luxuslimousinen auf einer von der Bande extra angemieteten Parkfläche.
Anfang November war auch der mehr als 800 000 Euro teure gepanzerte 600er-Mercedes mit Zwölf-Zylinder-Motor von Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp in Stuttgart gestohlen worden. Das Fahrzeug ist seitdem spurlos verschwunden. Auch diese Tat soll auf das Konto der internationalen Autoschieberbande gehen, die von der Ermittlungskommission »Ölspur« der Bielefelder Polizei und der Ermittlungsgruppe »Lux« der Frankfurter Polizei ins Visier genommen wurde. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, sagte ein Polizeisprecher dieser Zeitung. Bisher konnten der Bande Diebstähle in NRW, Niedersachsen, Bremen und Hessen zugeordnet werden.
Die Hintermänner der Bande sitzen in Polen. Die Bande selbst besteht aus Spezialisten die in der Lage sind, elektronische Steuereinheiten umzubauen und die komplizierte Elektronik der Fahrzeuge umzuprogrammieren. Die Bielefelder Polizei hat mit Unterstützung der Kripo in Minden bisher drei Bandenmitglieder im Alter von 30 bis 32 Jahren gefasst. Den mutmaßlichen Tätern werden mindestens 35 Diebstähle von hochwertigen Fahrzeugen vorgeworfen. Die Autos wurden in der Regel nach Osteuropa verschoben. Die Polizei geht von weit mehr als zwei Millionen Euro Schaden aus.
Zwei der mutmaßlichen Täter, ein 30-jähriger Deutscher, der eine Scheune in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen zum Unterstellen der Autos angemietet hatte, und ein 30 Jahre alter Pole, waren bereits 1998 und 1999 als Autoknacker aktiv. Sie legten Teilgeständnisse ab. Der dritte Täter, ein 32-jähriger Pole ist wegen Rauschgiftdelikten und Einbruchs vorbestraft.
Die Polizei war der Bande Anfang Oktober 2004 nach einem Unfall auf der A 30 auf die Spur gekommen. Der bei dem Unfall beschädigte rote Ferrari F 360 war in der Scheune in Bad Oeynhausen entdeckt worden. Die Beamten waren einer kilometerlangen Ölspur gefolgt. Der Ferrari war im März 2004 in einem Bielefelder Parkhaus gestohlen worden.

Artikel vom 17.03.2005