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Zoll-Razzia gegen Bau-Mafia

9,5 Millionen Schaden durch Schwarzarbeit in Herford - 13 Beschuldigte

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld/Herford (WB). Zoll und Steuerfahndung ermitteln in Herford gegen eine Bau-Mafia. Der bisherige Schaden durch Schwarzarbeit beträgt 9,5 Millionen Euro.

Nach Angaben der Finanzkontrolle Schwarzarbeit beim Hauptzollamt in Bielefeld haben die Täter Scheinfirmen gegründet, um durch den Verkauf beziehungsweise Einkauf fingierter Rechnungen (»Abdeckrechnungen«) Sozialversicherungsbetrug sowie Umsatz- und Lohnsteuerhinterziehung zu begehen. »Die sogenannten Abdeckrechnungen dienten der Verschleierung von schwarz gezahlten Löhnen«, sagte gestern der Leiter des Hauptzollamtes, Hartmut König dieser Zeitung. Die Bau-Mafia habe vor allem in NRW, Niedersachsen und Hessen Häuser errichtet. Zunächst sei nach Telefonüberwachungen gegen fünf Türken, zwei Jugoslawen und einen Portugiesen ermittelt worden. Es habe 41 Durchsuchungen und fünf Verhaftungen gegeben. 300 Beamte seien bei der Razzia gegen die gewaltbereiten Täter im Einsatz gewesen. Derzeit gebe es 13 Beschuldigte. Fünf Täter seien schon zu insgesamt 14 Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden, sagte König bei der Vorstellung des Jahresergebnisses 2004 der Finanzkontrolle Schwarzarbeit.
Abgeschlossen ist ein Fall von spektakulärer Schwarzarbeit in Bielefeld. Hier hatte der Inhaber eines Kurierdienstes die Hälfte seiner 27 Fahrer nicht zur Sozialversicherung angemeldet und dadurch von 2000 bis 2004 Sozialversicherungsbeiträge, Beiträge zur Berufsgenossenschaft sowie Lohn- und Umsatzsteuer in Höhe von einer Million Euro hinterzogen. Der Chef des Kurierdienstes war jüngst zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden.
Insgesamt haben die Ermittler 2004 in Ostwestfalen-Lippe und im Raum Hamm Schwarzarbeit mit einer Schadenssumme von fast 27 Millionen Euro aufgedeckt. Damit sei das Jahresergebnis 2003 um 300 Prozent gesteigert worden. Grund sei in erster Linie der verstärkter Personaleinsatz, da am 1. Januar 2004 die Ermittlungsabteilungen der Arbeitsverwaltung und des Zolls zur Finanzkontrolle Schwarzarbeit zusammengelegt wurden, sagte König.
2004 seien 7482 Personen kontrolliert worden, die in den verschiedensten Branchen und Berufen arbeiteten. In jedem vierten Fall habe sich ein Verdacht auf Schwarzarbeit ergeben. Außerdem seien 7417 Verfahren wegen Betruges und Steuerhinterziehung eingeleitet und insgesamt 23 Jahre Haftstrafe sowie Geldstrafen und Bußgelder in Höhe von 1,3 Millionen Euro verhängt worden.
Derzeit bekämpfen beim Hauptzollamt Bielefeld 148 Bedienstete an den Standorten Bielefeld, Hamm, Herford und Paderborn die Schwarzarbeit.

Artikel vom 17.03.2005