18.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Altstadt mit aller
Kraft vorangebracht

Buchhändler Wilhelm Stute im Alter von 86 Jahren gestorben

Von Manfred Matheisen
Bielefeld (WB). Bücher waren seine große Leidenschaft, er hat maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung der Altstadt - und er hat in schweren Zeiten für den DSC Arminia »den Kopf hingehalten«. Am Donnerstag ist der Buchhändler Wilhelm Stute im Alter von 86 Jahren verstorben.

Es war ein bekanntes Bild: Wilhelm Stute steht in der Niedernstraße, plaudert, grüßt freundlich die Vorübergehenden. Er spricht temperamentvoll, seine Augen blitzen. Es wurde stets ein Leuchten daraus, wenn es um Bielefeld ging oder die Altstadt, deren Wohl ihm am Herzen lag. Und erst recht, wenn er über Bücher sprach, die er schon als Kind »regelrecht gefressen« hat. »Ich würde immer wieder Buchhändler werden«, bekannte er noch anlässlich seines 85. Geburtstages vor anderthalb Jahren.
Wilhelm Stute wurde am 6. Oktober 1918 in Stieghorst geboren. Bei C.A. Delius erlernte er den Beruf des Textilkaufmanns. Er ging nach Berlin, arbeitete als Referent für Arbeitswissenschaften in der Textilindustrie. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fand er seine wahre Berufung. Er half beim Wiederaufbau der Niemeyerschen Buch- und Musikalienhandlung. 1956 übernahm er von Inhaberin Erna Gehner die Buchabteilung unter dem Namen Gehner & Stute. 1965 wurde er Alleininhaber, baute die Buchhandlung aus. Inhaberin ist heute Stutes Tochter Christiane.
Der dynamische Mann hat maßgeblichen Anteil daran, dass sich zu Beginn der achtziger Jahre die vor sich hin arbeitenden Werbegemeinschaften im Hufeisen zur »Kaufmannschaft Altstadt« zusammenschlossen. Er wurde deren erster Sprecher mit »einem Blick fürs Ganze und stetem Bezug zur Realität», wie der Chef des Einzelhandelsverbandes, Reinhard Dieter Wolf, sagte, als Stute für seine Verdienste mit dem »Altstadtpreis« ausgezeichnet wurde.
Seine leidenschaftliche Liebe zu Bielefeld und zum Sport führten Wilhelm Stute in die schwerste Zeit seines Lebens. Als damaliger Präsident des DSC Arminia nahm er im Bundesligaskandal in den siebziger Jahren die Verantwortung auf sich, wurde erst nach einem langwierigen Gerichtsverfahren freigesprochen. Es tat ihm gut, dass die Menschen in Bielefeld verstanden, dass er nicht aus Eigennutz gehandelt hatte, sondern den Verein vor dem Ruin bewahren wollte.
Wilhelm Stute hat nie in einer anderen Stadt leben wollen als in Bielefeld. Die schwere Krankheit, die ihn ereilte, ertrug er mit großer Würde. Er zählte zu den Menschen, denen Eitelkeit fremd ist. Und zu denen, die sich einer Sache hingebungsvoll widmen. Der unlängst verstorbene langjährige Wegbegleiter Fritz Oberwelland hat es einmal treffend formuliert: »Es gibt viele Münzen, aber nur wenige Prägestöcke - und du bist ein Prägestock«.

Artikel vom 18.03.2005