17.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Absturz in der Tundra überlebt

Mehr als 20 Passagiere gerettet

Moskau (dpa). Wie durch ein Wunder haben 24 der insgesamt 53 Menschen an Bord den Absturz eines russischen Propeller-Flugzeugs nördlich des Polarkreises überlebt.

Nach einer Bruchlandung konnten sich die Mitarbeiter einer Ölfirma sowie Crewmitglieder, von denen viele schwerste Verletzungen erlitten, gestern rechtzeitig aus der brennenden Antonow-24 retten. Die übrigen 29 Menschen kamen in den Trümmern ums Leben oder starben später an ihren Verletzungen. Noch Stunden nach dem Unfall blieben viele Angaben widersprüchlich. Lange Zeit war nicht genau bekannt, wieviele Menschen sich in dem Flugzeug befanden. Die 33 Jahre alte Maschine brannte fünf Kilometer vor dem Zielflughafen Warandej an der russischen Eismeerküste komplett aus.
Das Verkehrsministerium in Moskau hatte zunächst mitgeteilt, alle Menschen an Bord seien ums Leben gekommen. Dann verbreiteten die Behörden in dem 2000 Kilometer nordöstlich gelegenen Gebiet die unglaubliche Nachricht: Einzelne Überlebende hätten sich von der Unfallstelle gemeldet. »Wir erhielten einen Anruf über Satellitentelefon. Man sagte uns, dass 23 überlebt hätten«, sagte ein Sprecher des Nenzen-Gebietes. Die Behörden erhöhten die Zahl der Überlebenden dann später auf 24.
Aus zunächst ungeklärter Ursache hatte die Antonow kurz vor dem Ziel zur Notlandung in der tief verschneiten Tundra angesetzt. Nach einem nicht bestätigten Bericht soll vor Ort starker Nebel die Sicht behindert haben.
Beim Aufsetzen stürzte die Maschine dann auf die Seite, es brach der linke Flügel ab. Später erreichten Rettungskräfte mit einem Hubschrauber den Unfallort, an dem 24 Grad Frost herrschten.
Zehn Menschen wurden mit schwersten Verletzungen in Krankenhäuser der Stadt Narjan-Mar gebracht. Der Flugkapitän habe den Absturz nicht überlebt, hieß es gestern.
In den schwer zugänglichen Weiten des russischen Nordens sind viele Siedlungen und Förderstätten nur mit Hubschraubern oder Flugzeugen zu erreichen. Wie die gestern abgestürzte Antonow-24 stammen die meisten Flugzeuge in der Region aus den Jahren zwischen 1960 und 1970.
Bei Flügen in den russischen Gebieten fehlen in den meisten Fällen Passagierlisten. Deshalb herrscht bei Unfällen oft lange Zeit Unklarheit über die genaue Zahl der Opfer.

Artikel vom 17.03.2005