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Erfreuten mit musikalischen Einlagen: Klaus Siepmann (vorn) und Franz Josef Stockmann.

Pflege zu Haus
oft Belastung
für Angehörige

Dankeschön-Fest im Gemeindesaal

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). »Hier haben Sie heute die geballte Ladung professioneller Fachkräfte, die immer für Sie da sind«, begrüßte Birgit Vogelsang, Leiterin des »Treffpunkts Alter«, die Gäste beim Fest für pflegende Angehörige im Bartholomäus-Gemeindehaus.

Bereits zum zweiten Mal wurde eine derartige Veranstaltung durchgeführt, die nach Auskunft von Anne Kochanek von der Altenberatung im Diakonie-Verband Brackwede auch künftig fester Programmteil der mit Pflege und Beratung betrauten Einrichtungen sein soll.
Alle zwei Jahre wird das Fest der pflegenden Angehörigen stattfinden. »Wir wollen damit ein Dankeschön sagen, aber auch die erreichen, die unsere Hilfe bisher noch nicht in Anspruch genommen haben«. Allein in Nordrhein-Westfalen gebe es 470 000 Pflegebedürftige, von denen mehr als 70 Prozent zu Hause von Angehörigen versorgt würden. »Der Bedarf ist nach wie vor da, wird sogar weiter zunehmen«, sagt Anne Kochanek, die speziell auch auf die Kontaktgruppe für demenziell Erkrankte (immer dienstags von 14.30 Uhr bis 17 Uhr im Gemeindehaus am Kirchweg 10) und die Gesprächsgruppe für pflegende Angehörige (alle 14 Tage dienstags ebenfalls im Gemeindehaus) hinwies.
Darüber hin-aus gibt es eine Reihe andere oder zusätzlicher Möglichkeiten, pflegende Angehörige zu entlasten, etwa durch den Tagespflegedienst, den ambulanten Pflegedienst und den mobilen sozialen Dienst der AWO, die Altenberatung sowie die Diakoniestation des Diakonieverbandes Brackwede. Die Information über das, was pflegende Angehörige an Unterstützung erwarten dürfen, und der Erfahrungsaustausch der Gäste stand denn auch beim Fest der pflegenden Angehörigen im Mittelpunkt. »Zugleich wollen wir ein Dankeschön sagen für das, was Sie tagtäglich leisten, wenn Sie Ihre Angehörigen unterstützen und begleiten«, meinte Birgit Vogelsang. Viele hätten die sehr schwere Aufgabe übernommen, Partner, Eltern, Kinder und sogar auch Nachbarn zu pflegen.
Bezirksvorsteher Siegfried Kienitz zitierte Erich Kästner: »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.« Pflegende Angehörige und Ehrenamt seien für ihn nicht zu trennen. Das selbstlose Tun stehe in einer Welt, die von Statussymbolen und Selbstvermarktung lebe, nicht hoch im Kurs, »weil das oft stille Wirken keinen Nachrichtenwert hat«. Dennoch sei dieses Gut in der Gesellschaft weiter verbreitet, als man annehme, »ehrenamtliche Tätigkeiten von unschätzbarem Wert für gesellschaftliches Zusammenleben und letztlich für die Demokratie«.
Gelegenheit, den strapaziösen Pflegealltag wenigstens für einige Stunden zu vergessen, gab es bei dem fröhlichen Beisammensein jedenfalls reichlich. Zumal auch Klaus Siepmann (Klavier) und Franz Josef Stockmann (Gitarre) mit fröhlichen Liedern zum Mitsingen animierten. »Musik und Gesang sind Jogging für die Seele«, freute sich Birgit Vogelsang über die große Resonanz des Dankeschön-Festes.

Artikel vom 18.03.2005