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»Wir sind als Firma
auch selbst die Marke«

Adolf Berning KG: Das schnelle und flexible Autohaus

Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Der alteingesessene Handwerksbetrieb, der Metallbauer, der weltweit exportiert, das exklusive Fachgeschäft in der City: Der Mittelstand ist Rückgrat der Wirtschaft und Garant für die Zukunft. Das WESTFALEN-BLATT stellt in einer Serie erfolgreiche Mittelständler vor. Heute: Adolf Berning KG.

»Mit viel Geld im Rücken kann man viele Fehler machen. Wir können uns nicht viele Ausrutscher leisten«, sagt Matthias Berning (37) und skizziert die Stärken seines Unternehmens klar und präzise: Schneller sein, mit Köpfchen, flexibel und mobil in den Entscheidungen.
Berning ist überzeugt: »Nicht nur Große haben heute eine Chance. Insbesondere der Mittelstand hat viele Perspektiven.« Der Betriebswirt der Automobilwirtschaft hat seine Weichenstellung Richtung Zukunft eben abgeschlossen.
Rechtzeitig zur Markteinführung des neuen Audi Avant hat das Autohaus an der Herforder Straße seinen neuen Schauraum nach Ingolstädter Herstellervorgaben bezogen. Eleganter Schieferboden, verspiegelte Fassadenteile und Holzmobiliar gehören zum einheitlichen Markenauftritt, den Audi seinen Partnern auferlegt hat, die als Service- und Handelspartner mit den vier Ringen durchstarten wollen. Das klassische VW-/Audi-Haus Berning hat sich im 55. Jahr zum ersten Autohaus im Bielefelder Stadtgebiet gewandelt, dass das neue Schauraumkonzept umgesetzt hat.
Matthias Berning ist die dritte Generation an der Spitze der Berning KG, Mitgesellschafter sind Bruder Stephan (27) und Mutter Johanna. Vor genau zehn Jahren hatte Matthias Berning gerade 27-jährig die Regie an der Spitze des Unternehmens mit 30 Mitarbeitern übernehmen müssen, nachdem sein Vater plötzlich verstorben war. Aus dem langsamen Übergang, erinnert sich Berning, wurde damit nichts: »Ich musste gleich 100 Prozent geben.«
Gegründet hatte den Betrieb 1950 Großvater Adolf Berning in einer Garage an der Weststraße. Der Opa war, wie der Enkel erzählt, Ingenieur und hatte seinerzeit die Festanstellung bei den Stadtwerken aufgegeben, um sich im Zuge der Motorisierungswelle des Wirtschaftswunders selbstständig zu machen.
Berning setzte auf die Kleinwagen von Lloyd, baute wenig später an der Herforder Straße Höhe Stadtwerke und expandierte. Die sich abzeichnende Krise bei Lloyd animierte den Gründer frühzeitig, sich um eine Alternative zu bemühen. Berning fand sie in Volkswagen, wurde 1961 Vertragspartner.
Nur ein Jahr später starb der Gründer Adolf Berning, sein Sohn Hans-Joachim, von Haus aus Maschinenbauingenieur, übernahm das Ruder. Er baute das Verkaufshaus nahe der Stadtheider Straße, nahm 1975 auch die Modellpalette von Audi ins Programm, errichtete 1977 einen Neubau. Das Glück des Tüchtigen war den Bernings bis heute treu. Wer den Chef nach dem Erfolgsrezept fragt, bekommt die Antwort von der richtigen Mischung in dem Familienbetrieb mit vielen langjährigen Mitstreitern, von der Koalition aus technischer Begabung und kaufmännischem Fundament.
Seit einem Jahr ist Berning im Zuge der Neuausrichtung des Marktgebietes Bielefeld Audi-Handelspartner und Service-Punkt, für Volkswagen und Nutzfahrzeuge Servicebetrieb. Die Kooperationsmöglichkeiten eröffnen dem Mittelständler indes in Union mit der Gruppenfreistellungsverordnung alle Möglichkeiten, sich im Automobilgeschäft in Europa erfolgreich zu platzieren. Berning: »Genau genommen sind wir als Firma die Marke.« Von der Ausrichtung auf die vier Ringe hat das Autohaus bereits im ersten Jahr kräftig profitiert, die Zahl der abgesetzten Wagen stieg von 70 auf 170 - Tendenz weiter steigend.
Aufwind verspürt Matthias Berning durch das Großkunden- und Firmenkundengeschäft, aber auch durch das etwas andersartige Kundenprofil der Ingolstädter und den Lauf der Marke, der gegenwärtig gegen den allgemeinen Trend stetig zulegt.
Besonders glücklich ist Matthias Berning indes darüber, dass mit Sohn Sebastian (8) offensichtlich schon die vierte Generation in den Startlöchern steht. Ein Faible für Autos hat der Junior längst, sein Urteilsvermögen ist vom Vater geschätzt. Und unterwegs nimmt Junior ebenso auf der Rückbank Platz wie Mattias Berning in den Siebzigern bei seinem Vater: »Da ging es mit einem Audi-Coupé auf den Nürburgring.«

Artikel vom 16.03.2005