Von Matthias Meyer zur Heyde Bielefeld (WB). Darf sich ein Bürger, der eine Versicherung abschließen will, auf ein Mindestmaß an Beratungsqualität verlassen? Der Gesetzgeber sagt: nein. Dagegen kämpfen die Profi-Versicherer an.
Bundesweit operieren nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) 320 000 Nebenberufler, die ohne jede Qualifikation auf Provisionsbasis Versicherungen verkauften. Meist im nachbarschaftlichen Umfeld, was ihnen einen Vertrauensvorschuss garantiere: Fehler im Vertrag würden fast immer zu spät entdeckt. Die großen Versicherer arbeiteten jedoch gerne mit Nebenberuflern, die Abschlüsse bringen, ohne sozial abgesichert werden zu müssen. Dagegen läuft der (BVK), deren OWL-Vertreter gestern in der Industrie- und Handelskammer Bielefeld tagten, Sturm. »Wir fordern seit langem eine Mindestqualifikation, ein öffentliches Register, das jeden Bürger über ÝseinenÜ Versicherungsvertreter informiert, und Berufshaftpflicht für alle Berater«, sagt BVK-Vizepräsident Michael H. Heinz. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement lasse sich jedoch - »zum Schaden der Versicherten« - von der Lobby großer Versicherungen auf nicht akzeptable Standards herunterhandeln. Nach einer neuen EU-Richtlinie wäre Deutschland verpflichtet, das nationale Versicherungsrecht schärfer zugunsten des Bürgers zu fassen. Doch außer einem Referentenentwurf, den Albert Schöller, Sprecher des BVK-Bezirks OWL, für völlig unzureichend hält, sei nichts geschehen: »Vor allem über das Register sowie über die enorm wichtige Mindestqualifikation, die den Zugang zum Markt regulieren würde, konnten wir mit der Politik bislang keine Einigung erzielen.« Die BVK-Profis (bundesweit etwa 79 000) fechten für den Verbraucherschutz. »Würden Sie sich von einem Arzt ohne Qualifikation behandeln lassen?«, fragt Schöller. Genau das jedoch mute der Gesetzgeber dem Bürger in diesem Fall zu: »Das deutsche Versicherungsrecht wird permanent verwässert und durchlöchert.«
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