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Brigitte Miras letzter
Vorhang ist gefallen

Abschied mit einer bewegenden Trauerfeier in Berlin

Berlin (dpa). Glockenläuten, rote Rosen und ein Trompetensolo: Mit einer bewegenden Trauerfeier haben gestern mehrere hundert Freunde, Kollegen und Weggefährten in der Berliner Gedächtniskirche Abschied genommen von Brigitte Mira - einer »sympathischen Frau und tollen Künstlerin«, wie es Startenor René Kollo ausdrückte.
Edith Hancke und Georg Preuße (alias Mary) nahmen Abschied. Fotos: AP/dpa

»Eine Menschenfreundin ist von uns gegangen«, hieß es in den Trauerreden. »Die Welt der Bühne, unser ganzes Land trauert, der letzte Vorhang hat sich gesenkt«, sagte Pfarrer Knut Soppa zu den Trauergästen.
Zu ihnen gehörten neben den Söhnen Robert und Thomas und mehreren Enkelkindern auch Kollegen wie der Fassbinder-Schauspieler Gottfried John sowie Judy Winter, Edith Hancke, Susanne Juhnke und Alfred Biolek. An gleicher Stelle hatten in den letzten Jahren viele Prominente schon von Hildegard Knef, Horst Buchholz, Günter Pfitzmann und Wolfgang Gruner Abschied genommen.
Bundespräsident Horst Köhler, ein Fan der populären Volksschauspielerin, hatte in der Kirche einen Kranz niederlegen lassen, dort wo die Mira früher in ihrer Rolle als Mutter in Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel »Jedermann« zu sehen war. Die Trauerfeier wurde auf den Vorplatz am Kurfürstendamm übertragen, wo sich zahlreiche Menschen versammelt hatten. Mit den Worten »Sie bleibt uns unvergessen, wir verneigen uns vor ihr. Adieu, Biggi!« sprach der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vielen von ihnen aus dem Herzen.
»Sie war eine von uns und es war keine gespielte Rolle, Brigitte Mira war von ganzem Herzen Berlinerin, im wahrsten Sinne des Wortes eine Volksschauspielerin, eine der ganz Großen ihres Fachs«, sagte Wowereit. Einem breiten Publikum wurde Mira unter anderem von 1978 an durch die langjährige Fernsehserie »Drei Damen vom Grill« als resolute Verkäuferin in einer Currywurstbude am Nollendorfplatz an der Seite von Brigitte Grothum bekannt.
Wowereit erinnerte auch an das gesellschaftliche Engagement der Schauspielerin wie zum Beispiel bei der Berliner Aids-Hilfe. Unvergessen bleibe ihre menschliche Wärme, »sie hat einen immer gestreichelt und auch gerne geküsst, man musste sie einfach lieb haben«.
Miras Freundin und langjährige Weggefährtin, die Berliner Filmproduzentin Regina Ziegler, erinnerte sich an »eine ganz kleine Frau mit einem ganz großen Herzen«, die auch sehr mutig gewesen sei. »Sie hat sich ein ganzes Leben immer was getraut.« Und Brigitte Mira habe ihr Publikum geliebt, »deswegen musste sie bis zuletzt auf die Bühne, das war keine Last für sie, das war ihr Leben«.
Die Schauspielerin wurde in einem Ehrengrab auf dem Friedhof am Fürstenbrunner Weg beigesetzt, neben ihrer Mutter und ihrem letzten Ehemann Frank Guarente, der schon 1983 starb.

Artikel vom 16.03.2005